Ein Mann sagte zu mir: "Frau H., wie kommen Sie zu dem Verein?" "Durch die Taufe, wie Sie!" Sammlerin (70 Jahre)
Lange hab ich überlegt, welches wohl in meiner fast 20-jährigen Dienstzeit mein besonderer "Caritas-Moment" war. Diesen Moment an einem exakten Beispiel festzumachen erscheint mir äußerst schwierig, da in unserem Arbeitsalltag eigentlich täglich diese Momente erlebt und gelebt werden. Hier in der Verwaltung bin ich oft der erste Ansprechpartner für die Menschen, die bei uns Hilfe, Unterstützung oder einfach nur etwas Zeit brauchen, und in diesen vielen unzähligen Erstkontakten gibt es unendlich viele Momente, die einem ans Herz gehen. Das Gefühl zu haben, deinem "Gegenüber" Zeit zu schenken, ihn wertzuschätzen, ihm zuzuhören, ihm Hilfe anzubieten, ihm Rat zu geben, ja einfach nur da zu sein, diese Momente sind gelebte Nächstenliebe. Der Dienst am Menschen hier bei uns in der Kreisstelle, ist sicherlich nicht immer leicht, aber wenn du einem Hilfesuchenden durch Freundlichkeit und Verständnis ein Lächeln ins Gesicht zauberst, dann macht dich das froh und zufrieden. Das sind für mich die besonderen "Caritas-Momente". Mitarbeiterin (54 Jahre)
Zum ersten Mal durften wir in einem Teil unserer Gemeinde die Caritas-Sammlung durchführen. Im Vorfeld: Wir wurden "gewarnt" wie: "undankbare Aufgabe", "zeitraubend", "unfreundliche Menschen", "verschlossene Türen". Im Gepäck: Sammelliste, Flyer, Miniwäscheklammer mit der Aufschrift "Caritas" und "Danke", Portemonnaie und Skepsis. Das Wetter war miserabel, zum Sammeln schon mal schlecht! Unsere innere Einstellung: positiv! Wetterfeste Kleidung und ein freundliches Auftreten den Menschen gegenüber! War das die halbe Miete?! Die Tage, an denen wir sammelten, waren unterschiedlich. Wir erlebten aber überwiegend Positives! Die verschlossenen Türen, sicher weil die meisten Menschen berufstätig und somit nur abends zu Hause sind. (In der Dunkelheit mögen wir nicht sammeln!) In den Mehrfamilienhäusern ..... unsere Unkenntnis, die Anonymität, aber auch die Begegnung auf der Treppe, bei der der Inhalt einer Geldbörse spontan zur Spende wurde! Für uns beeindruckend. Bei den Aussiedlern… Freundlichkeit, trotz bescheidener Behausung. Hilfsbereitschaft, trotz Armut! Und jeden Abend wurde uns wieder bewusst, wie gut es uns eigentlich geht. Es wuchs unsere Dankbarkeit fürs gesammelte Geld! Die kurzen Gespräche an der Haustür, der Segen Gottes für jede Familie, allein das war uns schon wichtig. Wir freuen uns schon auf nächste Begegnungen mit Menschen unserer Gemeinde bei der Herbst-Sammlung! Ein Sammler-Ehepaar
Seit dem Tode meiner Frau sammle ich an ihrer Stelle. "Ich bin der Mann der blonden Frau mit dem weißen Rad", stellte ich mich bei der Frühjahrsaktion vor. Im Herbst konnte ich bereits davon profitieren. Ich erhielt viel Anerkennung für meine Frau, die seit zwanzig Jahren bei jedem Wetter und trotz beruflicher Belastung unermüdlich sammelte. Stolz bin ich, dass ich ihr Ergebnis leicht übertreffen konnte. Sie hatte in dieser Zeit viel erlebt. Einmal fragte ein Kind seine Mutter: "Ist diese Frau arm, muss sie sammeln, dass ihre Kinder etwas zum Essen haben?" Ich selbst habe ihre Erfahrungen weiterentwickelt. Läute ich an einer Haustüre, warte ich in gebührendem Abstand zur Eingangstüre die Zeit eines Vaterunsers ab, ob geöffnet wird. Wenn nicht, läute ich ein zweites Mal und habe oftmals Erfolg, jemanden anzutreffen. Bewusst habe ich ein Trachtensakko an und eine Aktentasche in der Hand, auf der ich die Information zur Sammlung halte, da ich weiß, dass ich beobachtet werde. Dadurch grenze ich mich von Personen ab, die ein Geschäft abschließen wollen. Im Gespräch erkläre ich das Logo, das Flammenkreuz und die Tätigkeit der Caritas. Sind Kinder mit dabei, erwähne ich die Beratungsangebote für sie. Ansonsten weise ich auf die Hilfe durch die Caritas im Krankenfall hin und erwähne, dass ich auch Verständnis habe, wenn jemand nicht spenden will und frage, ob ich beim nächsten Male wieder läuten dürfe. An einer Haustüre stellte sich im Gespräch mit einer älteren Dame heraus, dass sich die Zierleiste an ihrem Auto gelöst hatte. Ich bot mich an, ihr zu helfen, was auch gelang und sie verdoppelte ihre Spende. In einem anderen Fall bewunderte ich Pflanzen im Garten und erhielt im Herbst zwei Blumenstöcke für meinen Garten. Sammler seit 2017