Ich bin im Jahr 2001 ins Seniorenheim in Nürnberg-Altenfurt gekommen und habe in der wöchentlichen Gymnastikgruppe mitgeholfen. Leitung und Unterstützung wurden von ehrenamtlichen Mitarbeitern geleistet. Fast jedes Mal kam auch der damalige Heimleiter vorbei. Er bedankte sich bei jedem Einzelnen von uns Ehrenamtlichen und lobte unsere wertvolle Arbeit. Einen Satz werde ich nie vergessen: "Was ihr hier macht für die alten Leute, das ist Gottesdienst am Menschen!" Ehrenamtliche- Mein Caritas-Moment
Ein besonderes und berührendes Erlebnis waren vier Kinder: Valentina, Julia, Rebekka und Timo, die mich beim Sammeln sahen. Sie kamen zu mir und überreichten mir in einem Marmeladenglas 20,98 Euro für die "armen Kinder". Sie erklärten mir, sie hätten dieses Geld beim Flohmarkt eingenommen, auf dem sie alte Spielsachen u.ä. verkauften. Erst wollte ich das Geld gar nicht annehmen, aber da sie darauf bestanden, habe ich es schließlich doch angenommen. Sammler (79 Jahre)- Mein Caritas-Moment
Heute kommt er allein, dachte ich, als Isni, ein junger Mann, 17 Jahre alt, zu mir in die Beratung kam. Nicht wie üblich mit dem Vater und der Stiefmutter. Seit Jahren waren mir die drei und ihre Probleme wie Unfallrente, Aufenthaltserlaubnis, Kindergeld oder Wohnung bestens bekannt. Isni fing an zu erzählen. Sein Vater hatte ihn in die Heimat nach Kosovo geschickt, um nach den kleineren Geschwistern zu sehen, die dort in einem kleinen Dorf lebten, weil sie keine Mutter mehr hatten. Heute war er nach Ingolstadt zurückgekommen, hatte aber in der Wohnung niemand mehr angetroffen. In der Zeit seiner Abwesenheit war der Vater mit der Stiefmutter umgezogen. Was nun, dachte ich … Ob er Geld hätte, fragte ich ihn. Er hatte natürlich keines. Ich holte mein Geldbeutel und gab ihm 50,-- DM, mein letztes Geld, wollte eigentlich nach der Arbeit einkaufen gehen, aber der Junge hat es nötiger gebraucht. Er musste ja was essen. Als ich ihn fragte, ob er jemand kennt, wo er schlafen könnte, sagte er, dass im Nebengebäude die Wohnungen renoviert werden und er dort übernachten würde. Was weiter? Mir kam die Idee, dass er auf der Baustelle arbeiten könnte und fragte ihn, ob er das möchte. Natürlich wollte er. Also verabredeten wir uns am Abend in einem kleinen Lokal, wo wir alles besprechen würden. Dann wird man weiter sehen. Er ging mit auf die Baustelle. Am Morgen wurde er abgeholt, bekam Arbeitskleidung, Brotzeit, arbeitete brav und bekam abends seinen Lohn, einige Tage. Dann war Isni weg - verschwunden. Es war Heilig Abend, einige Jahre später, wir machten uns auf den Weg zur Christmette, da läutete das Telefon. Isni meldete sich aus der Schweiz, er wollte mir sagen, dass es ihm gut geht, bedankte sich nochmals bei mir und wünschte ein frohes Fest. Ich habe mich sehr gefreut und war erleichtert. Viele Jahre später klopfte es an meiner Bürotür, es war schon nach der Sprechzeit. Ich öffnete und vor mir stand ein Ehepaar mit zwei kleinen Kindern. Der Mann hat schon sein Haupthaar verloren, die Frau sehr sympathisch und süße zwei kleine Buben. Ich fragte, ob ich helfen könnte. Da fragte der Mann, ob ich ihn nicht mehr kennen würde. Als ich ihn genauer betrachtete, in seine schönen dunklen Augen schaute, da kam es mir. "Du bist Isni", sagte ich. Ja, er war es. Er kam vorbei, um mir seine Familie vorzustellen, er würde wieder im Land sein und es ginge ihm gut. Mitarbeiterin (65 Jahre)
Es war noch zu Zivis Zeiten. Wir hatten eine Frau B. Sie wollte in ihrer Demenz immer zum Bahnhof Doos in Nürnberg. Eines Tages stellte unser Zivi einen Stuhl auf den Balkon. Er hatte eine Kassette vorbereitet mit Zuggeräuschen und Signalen. Auf dem Balkon ließ er sie laut ablaufen. Dann nahm er Frau B. aus dem Bett, trug sie mit beiden Händen auf den Balkon. Er hatte viel Kraft und setzte Frau B. auf den Stuhl. Es erklang die Durchsage "Bahnhof Doos". Frau B. war überglücklich und wir auch. Mitarbeiterin (63 Jahre)- Mein Caritas-Moment