Die Band des Hauses der Jugend sorgte bei einem Umzug für Stimmung. Foto: Caritas / Peter Esser
"All inklusiv - Spielraum für Alle". Unter diesem Motto haben mehrere Einrichtungen der Caritas Eichstätt, das örtliche Haus der Jugend und einige Kooperationspartner am Samstag einen Tag der Inklusion in der Altmühlaue der Domstadt veranstaltet. "Heute feiern wir nicht nur ein Fest, sondern setzen gemeinsam ein sichtbares Zeichen: Für ein Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung, von Einheimischen und Menschen mit Migrationshintergrund, von Groß und Klein, von Jung und Alt - unabhängig von Herkunft oder Lebensumständen." Mit diesen Worten beschrieb der stellvertretende Eichstäter Caritasdirektor Andreas Steppberger das Ziel des Events. Denn genau das sei der Kern des christlichen Selbstverständnisses und der Arbeit der Caritas: Jeder Mensch ist einzigartig und wertvoll - und verdient es, in unserer Mitte seinen Platz zu finden."
Andreas Steppberger ließ es sich nicht nehmen, mit dem Rollstuhl-Fahrrad nach einer Einweisung der ehrenamtlichen OBA-Mitarbeiterin Eva-Maria Bittl eine Runde zu drehen. Foto: Caritas / Peter Esser
Die zweite Bürgermeisterin von Eichstätt, Elisabeth Gabler-Hofrichter, sagte, das Haus der Jugend habe aus einer Not eine Tugend gemacht. Da es selbst nicht barrierefrei sei, engagiere es sich auf barrierefreien Plätzen im öffentlichen Raum für Inklusion, indem es Begegnungen und Bekanntschaften ermögliche. Am sichtbarsten wurde dies, als die Mitarbeitenden des Hauses der Jugend trommelnd einen Umzug vom Badsteg über die Altmühlpromenade und den Franz-Xaver-Platz bis zum Bahnhofsplatz anführten und immer wieder "All inklusiv - Spielraum für alle" riefen. Ein Zeichen für die Verbundenheit von Völkern setzte auch bereits die Eichstätter Stadtkapelle zu Beginn des Events, indem sie als Erstes die Europahymne spielte.
Zahlreiche Attraktionen angeboten
Die zahlreichen beteiligten Einrichtungen und Organisationen boten den Eichstätter Bürgerinnen und Bürgern, die trotz großer Hitze kamen, zahlreiche Attraktionen. Am Stand der Offenen Behindertenarbeit (OBA) der Caritas-Sozialstation Eichstätt durften sie ein nagelneues Rollstuhlfahrrad ausprobieren. Dieses hatte die OBA mit Unterstützung der Sozialorganisation "Aktion Mensch" erworben und kann nun bei ihr für Ausflüge ausgeliehen werden. Auch Andreas Steppberger ließ es sich nicht nehmen, nach einer Einweisung der ehrenamtlichen OBA-Mitarbeiterin Eva-Maria Bittl damit eine Runde zu drehen. Großer Andrang herrschte fast immer am Stand der Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB) der Caritas-Kreisstelle. Dort malte Entisar Al-Jawfi aus dem Jemen Groß und Klein Henna-Tattoos auf die Arme, vor allem Blumen. Dafür nutzte sie eine Farbe, die aus einer Mischung verschiedener Pflanzen hergestellt wird. Die Tattoos bleiben für einige Wochen auf der Haut. Ebenfalls am Stand der FIB konnte man sich an Ayo aus Nigeria, einem Strategiespiel mit Samen, sowie mit Jonglieren mit kleinen Steinen vergnügen. Das Caritas-Kinderdorf Marienstein sorgte nicht nur für die Verpflegung bei dem Event, sondern man konnte sich dort auch Buttons mit selbst erstellten Motiven pressen lassen. Gegenüber erfreuten sich Kinder an der Hüpfburg des Caritas-Zentrums St. Vinzenz Ingolstadt.
Entisar Al-Jawfi aus dem Jemen (links) malte Interessierten Henna-Tattoos auf die Arme, vor allem Blumen. Foto: Caritas / Peter Esser
An den Ständen des Hauses der Jugend und der Malteser ließen sich Kinder schminken. Am Stand der Malteser gab es auch Wundenschminken, welches bei Unfall-Übungsveranstaltungen eingesetzt wird, um zum Beispiel die Behandlung von offenen Fleischwunden zu trainieren. Beim Sozialen Ehrenamt der Malteser präsentierte sich das Strickcafé, das alle 14 Tage stattfindet und Studierende sowie Seniorinnen und Senioren anzieht. Am Stand konnten gestrickte Tiere und Püppchen gegen eine Spende erworben werden. Bei den Treffen werden aber auch Socken und Schals für sozial bedürftige Menschen gestrickt. Für die Integrationsdienste der Malteser hatte eine Ukrainerin rund 300 Lebkuchen gebacken, die bei dem Event zahlreichen Kinder verzierten. Bei der Veranstaltung in der Altmühlaue war auch der neue Verein Leben:IN:klusion mit Doris Patz und Rollstuhlfahrerin Raphaela Karl vertreten. Dieser sich noch im Aufbau befindende Verein veranstaltet zweimal im Monat ein öffentliches Spaßtreffen für Menschen mit und ohne Behinderung und zweimal ein nichtöffentliches Arbeitstreffen in leichter Sprache über verschiedene Themen, zum Beispiel Barrierefreiheit. Ein Ziel des Vereins ist es noch, ein inklusives Café einzurichten.
Für Unterhaltung sorgten zudem die Inklusionsmannschaft des VfB Eichstätt mit Fußball-Dart sowie der Eichstätter Schachclub und die Boule-Spielgemeinschaft Raspaille Eichstätt. Am Stand des Hauses der Jugend konnten sich Interessierte mit Sombrero oder in einem Brautkleid fotografieren lassen. Der Behindertenbeirat der Stadt Eichstätt warb mit einer Wand "Ein Eichstätt für alle?!" für Inklusion. Auf einer Stellwand stand unter anderem "Kein Kopfsteinpflaster", "Mehr Behindertentoiletten" und "Keine rücksichtslosen Radfahrer", aber es wurde auch der Fahrstuhl im Dom gelobt.
"Voiceover" für Verständnis für Menschen mit psychischen Erkrankungen
Das Projekt „Voiceover“ förderte die Sensibilität für Menschen mit psychotischen Erkrankungen. Foto: Caritas / Peter Esser
Im Biomarkt an der Weißenburger Straße förderte die Katholische Studierende Jugend (KSJ) die Sensibilität für Menschen mit psychotischen Erkrankungen mit dem ungewöhnlichen Projekt "Voiceover". Die Bürgerinnen und Bürger konnten dort über Kopfhörer mitbekommen, wie es ist, wenn jemand ständig unangenehme Stimmen im Kopf hört. Gleichzeitig hatten sie die Aufgabe, im Biomarkt mit einer Einkaufsliste Waren zu besorgen. Dies war für den einen oder die andere kaum möglich, während sie ständig Stimmen wie "Wir kriegen dich, wir finden dich! Du schaffst ja gar nichts, schon wieder bist du an den Nudeln vorbeigegangen …" hörten und gleichzeitig Personen mit schwarzen über das Gesicht gezogenen Pullis erschreckt wurden. Doch auf diese Art und Weise wurde das Verständnis für Menschen mit psychischen Erkrankungen gefördert.
Den Inklusionstag schloss abends eine offene inklusive Disco am Bahnhofsplatz ab.