"Ich habe alles, was ich will", meint die 37-jährige Regina Kerschmann, die aus Perschotrawensk in der Ukraine kommt und seit Dezember 2022 in der Hauswirtschaft des Caritas-Seniorenheimes St. Johannes in Neumarkt arbeitet. Dass sie zu ihrer Zufriedenheit dort gelandet ist, verdankt sie ihrer eigenen direkten Initiative: Im November 2022 tauchte sie einfach so in der Caritaseinrichtung auf, trug ihre Bewerbungsunterlagen unter dem Arm und fragte, ob dort eine Stelle frei wäre. Und sie hatte Glück, denn es wurde jemand in der Hauswirtschaft gebraucht. Sie absolvierte einen Probetag in dem Haus und konnte wenige Wochen später dort mit einem Stellenumfang von 25 Stunden pro Woche anfangen.
Regina Kerschmann hatte es nicht immer leicht im Leben. Ihre Mutter starb, als sie 16 Jahre alt war. Eine Tante brachte sie daraufhin zu einer Cousine von Regina Kerschmann in Waldkraiburg. Dort ging sie zur Schule und lernte ein halbes Jahr Deutsch in einem Kurs der Beruflichen Fortbildungszentren (BFZ). Auch konnte sie in Waldkraiburg bereits als Hauswirtschaftshelferin arbeiten. Später heiratete sie und zog zu ihrem Mann nach Mannheim. Nachdem sie sich von diesem getrennt hatte, kam sie 2022 nach Neumarkt zu einem Bruder, der dorthin wegen des Krieges in der Ukraine geflüchtet war. Inzwischen hat sie ihre eigene Wohnung in der Stadt.
Dass Regina Kerschmann ins Caritas-Seniorenheim St. Johannes kam, ist sowohl für sie als auch für die Einrichtung ein Segen. "Mir gefällt es hier. Ich habe gute Kolleginnen und Kollegen, es gibt ein herzliches Miteinander, nette Bewohnerinnen und Bewohner, und ich habe ein gutes Gehalt", erzählt die Ukrainerin. Ihre Vorgesetzte in der Hauswirtschaft, Claudia Kobras, schwärmt geradezu von ihrer Mitarbeiterin: "Sie ist sehr zuverlässig, springt spontan ein, wenn jemand ausfällt, redet mit den Bewohnerinnen und Bewohnern, ist fleißig, arbeitet gründlich und kommt mit allen gut aus." Ebenso sieht das Einrichtungsleiterin Sieglinde Gräber-Herrler: "Wir schätzen an Frau Kerschmann ihre fröhliche und freundliche Art. Man sieht, dass ihr die Arbeit Spaß macht. Sie will arbeiten, ist allen Kollegen und Bewohnern gegenüber hilfsbereit, engagiert und sie hilft, wo sie kann. Sie spricht sehr gut Deutsch und hat sich ebenso sehr gut bei uns im Haus eingefunden."
Morgens bereitet Regina Kerschmann das Frühstück für die Bewohnerinnen und Bewohner vor, anschließend reinigt sie deren Zimmer. Danach teilt sie im Speisesaal das Mittagessen an die alten und zum Großteil pflegebedürftigen Menschen aus. Wenn Sie später Kaffeekannen für nachmittags herausbringt, kommt sie immer wieder einmal mit diesen ins Gespräch: "Wir geht es Ihnen heute? Hatten Sie vergangene Nacht gut geschlafen?", fragt sie beispielsweise. Manche Bewohnerinnen und Bewohner fragen Regina Kerschmann auch nach ihrem Wohlbefinden und manchmal auch danach, woher sie kommt. Später bereitet die Hauswirtschaftlerin das Abendessen mit vor und danach wieder die Teller und Tassen für das Frühstück am nächsten Tag. "Wenn Feste und Feiern anstehen, hilft Regina Kerschmann auch dafür mit", informiert Sieglinde Gräber-Herrler. "Ich freue mich, dass ich anderen Menschen helfen kann", meint die Mitarbeiterin selbst.
In den Anfangsjahren in Deutschland hatte sie nach eigener Auskunft immer wieder einmal Heimweh, doch seit sie keine Familie mehr in der Ukraine hat, vermisst sie ihre Heimat nicht mehr. Sie zeigt sich allerdings traurig, dass dort Krieg herrscht. In ihrer Freizeit geht Regina Kerschmann gerne spazieren, schaut Filme, hört Musik, kocht und backt gerne und liebt "Shopping".