Laurentius von Rom
Rom, 3. Jahrhundert nach Christus: Das Reich gerät in eine Krise. Feinde von außen und innen bedrohen es. Das Christentum ist noch keine erlaubte Religion, doch es findet immer mehr Anhänger. Sein Einfluss wächst. Kaiser Valerian ist das ein Dorn im Auge. Er unterdrückt die Kirche, will ihre Führungselite ausschalten und ihre Struktur systematisch schwächen.
Drei Tage Bedenkzeit
In dieser Zeit ist Laurentius einer der sieben Diakone der Christengemeinde in Rom. Damit ist er für die sozialen Belange und für die Verwaltung des örtlichen Kirchenvermögens zuständig. Bereits damals hatte die Kirche vor allem durch Schenkungen frommer Christen wohl einen gewissen Reichtum erlangt.
Kaiser Valerian wollte die Kirche empfindlich treffen. Daher ließ er Papst Sixtus enthaupten. Und es wird erzählt: Der Kaiser und forderte Laurentius auf, alles Eigentum der Kirche herauszugeben. Um dem Nachdruck zu verleihen, ließ er Laurentius geißeln. Der aber erbat sich drei Tage Bedenkzeit.
Der wahre Schatz der Kirche
In dieser Frist verteilte er den gesamten kirchlichen Besitz an die Armen und Kranken, Behinderten, Witwen und Waisen. Diese präsentierte er schließlich dem erbosten Kaiser mit den Worten: ,,Sieh her, dies ist der Reichtum der Kirche. Die Armen sind der wahre Schatz der Kirche." Die Folgen konnten nicht ausbleiben: Valerian ließ Laurentius foltern und durch Grillen auf einem eisernen Gitterrost langsam zu Tode quälen. Am 10 August 258 erlitt er den Märtyrertod.
"Der Schatz der Kirche, das sind die Armen". Damit hat Laurentius nicht nur dem römischen Kaiser clever geantwortet, sondern auch der Kirche etwas ganz wichtiges ins Stammbuch geschrieben: Normalerweise denken wir beim Thema Kirchenschatz an materielle Güter: Prächtige Kirchen, wertvolle Kunstwerke, Immobilien, Aktienpakete und sonstige Rücklagen. Laurentius macht klar: Der eigentliche Schatz sind die Armen. Für sie muss Platz sein in der Kirche und zwar nicht als Geduldete am Rande, sondern in der Mitte, denn um sie, muss sich alles drehen. Ein großer Anspruch, aber einer, der nicht aufgegeben werden darf. Gut, dass Laurentius und andere Heilige immer wieder daran erinnern.
Kalle Grundmann, SWR4 Abendgedanken am 10. August 2016
Laurentius ist einer der meistverehrten Heiligen der katholischen Kirche. Meist wird er mit dem Rost als Attribut dargestellt. Er ist für die Bauern der erste Herbstbruder, sein Gedenktag am 10. August ist der Beginn des Anbaus der Feldfrüchte des Herbstes. Laurentiustränen sind Sternschnuppen in den August-Nächten. Laurenzilorbeer, die oft meterhohe, gelbblütige Goldrute, gilt als Heilmittel für verschiedene Krankheiten.