Ein Haus zum Kraftschöpfen
Dabei stellten gerade im Nationalsozialismus die konfessionell geprägten Häuser eine Alternative zu den staatlich geführten Einrichtungen des Regimes dar. Allerdings wurden Frauen, die über das NS-Hilfswerk "Mutter und Kind" eine staatlich finanzierte Erholung in Anspruch nahmen, nur dann in die Häuser der Wohlfahrtsverbände geschickt, wenn sie dies ausdrücklich forderten.
Auch in der Diözese Eichstätt hatte das Thema "Müttererholung" einen hohen Stellenwert, wie ein Bericht aus der Kirchenzeitung vom Jahr 1936 zeigt:
"Für Mütter- und Kindererholung und für Heil- und Gesundheitsfürsorge an Jugendlichen wurden insgesamt 3750.- RM [Reichsmark] aufgewendet. 19 Mütter und 118 Kinder aus der Diözese konnten damit 3 Wochen lang wegen dringender Hilfs- und Erholungsbedüftigkeit im caritativen Müttererholungsheim Marienburg (Abenberg) und in den Kinderheimen Feucht und Hilpoltstein, teilweise auch in örtlicher Erholungsfürsorge unter bester körperlicher und seelischer Betreuung die nötige Erholung finden."
(aus: St. Willibaldsbote, 14.06.1936)
Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand das erste eigene Müttererholungsheim der Eichstätter Diözesan-Caritas.
Vom Schutzengelhaus zu St. Stilla
Fürstbischöfliches Jagdschlösschen war es gewesen, zuletzt eine Spelunke: das "Batzenhäusl" in Denkendorf. 1950 kaufte die örtliche Kirchenstiftung unter Pfarrer Johann Auer das Gebäude - und es wurde ein Erholungsheim daraus: Kinder waren in den Ferien da, Mütter zu den übrigen Zeiten. Drei Jahre nach der Eröffnung wurde das Haus nur noch mit Frauen belegt: jeden Monat 20 Mütter.
Mit Besen und Schaufel
Acht Tage vor der feierlichen Einweihung am 17. September 1950 durch Bischof Josef Schröffer betraten die ersten drei Abenberger Schwestern das Haus: "Das war köstlich", schreiben sie in ihrer Rückschau. "Statt beim Empfang uns an einen gedeckten Tisch zu setzen, durften wir Besen, Schaufel und Eimer gleich in die Hand nehmen. Aber es fiel keiner schwer, sondern jeder war es sogar ein Vergnügen."
Müttergesungswerk
Das "Schutzengelhaus", das ursprünglich als Jugendheim gedacht war, zählte seit den 1950er Jahren zu den Erholungsheimen des Müttergenesungswerks und nahm einen regen Aufschwung. Schon 1959/60 baute man einen zusätzlichen Flügel an. Kurze Zeit später konnten die Abenberger Schwestern die fünftausendste Mutter begrüßen und seit Ende der 1970er Jahre nahmen sie auch Mütter mit ihren Kindern auf. Als das Schutzengelhaus zunehmend in die Jahre kam und die Nachfrage stieg, plante der Verband einen Neubau. Der letzte Kurs in Denkendorf ging am 2. August 1981 zu Ende.
Haus St. Stilla
Bereits im Januar 1981 erfolgte der Umzug nach Eichstätt ins neugebaute Haus "St. Stilla". Dieses war mit seiner modernen Ausstattung auf die neuen Mutter-Kind-Kuren ausgerichtet. Pro Kur konnten 30 Mütter mit bis zu 36 Kindern im Alter von drei bis sieben Jahren aufgenommen werden. Ein hauseigener Kindergarten sorgte dafür, dass die Mütter bei Bädern, Massagen, autogenem Training oder kreativen Angeboten neue Kraft schöpfen konnten. Doch die Gesundheitsreform der 1990er Jahre führte seit 1996 zu stark rückläufigen Belegzahlen und einer dauernden Unterfinanzierung. So musste der Caritasverband den Betrieb zum 31. Dezember 2003 einstellen und das traurige Fazit ziehen: "Das Haus leistet exzellente Arbeit, aber die gegenwärtigen und zukünftigen Rahmenbedingungen sind gegen uns."