Fräulein Anna Häcker
Anna Häcker wurde im Jahr 1864 als eines von mehreren Kindern des Juristen Philipp Häcker geboren. Ihr Geburtsort war vermutlich Würzburg, denn ihr Vater wechselte erst in den 1870er Jahren als Landgerichtspräsident ans Landgericht nach Eichstätt. Über ihre Erziehung und berufliche Ausbildung ist nichts bekannt. Im Sterberegister ist lediglich die Bezeichnung "Kleinrentnerin" vermerkt. Vermutlich ging die unverheiratete Tochter aus gutbürgerlichem Haus keiner geregelten Arbeit nach, sondern engagierte sich wohl schon früh in Eichstätt im sozialen Bereich. Im Juli 1916 wurde sie als einzige Frau in die Vorstandschaft des Jugendfürsorgevereins berufen und am 3. September 1918 als einziges weibliches Mitglied in den Vorstand des neu gegründeten Diözesan-Caritasverbandes gewählt.
Nach den Protokollakten des Caritasverbandes kümmerte sich Anna Häcker von Beginn an "mit ihrer ganzen Kraft" (Protokollbuch, 18.07.1928) um die Geschäftsstelle. Zunächst gab es dafür gar kein eigenes Büro. Dieses wurde erst im März 1921 eingerichtet, denn die Papstspenden, Lebensmittelsammlungen, die Kinder- und Jugendfürsorgeaufgaben sowie amerikanischen Kleiderlieferungen erhöhten kontinuierlich den Arbeitsaufwand. Am 15. Februar 1922 hielt der Vorstand im Protokoll fest, dass "im Hinblick auf die wachsende Arbeitsfülle der Geschäftsstelle" der Verband die Dienste Häckers "fürder nicht mehr als rein ehrenamtliche in Anspruch nehmen" könnte. Domkapitular Karl Vogt beantragte deshalb, Anna Häcker ab 1922 eine monatliche Vergütung zu zahlen. Da der Vorstand aber die vorgeschlagene Summe von 100 Mark als zu niedrig empfand, ging "nach Aussprache hierüber (…) der einstimmige Wunsch dahin, dass die monatliche Vergütungssumme auf 150 M(ark) zu erhöhen sei".
Beinahe zehn Jahre lang leitete Anna Häcker die Eichstätter Geschäftsstelle der Caritas. Nach den Aufzeichnungen des Protokollbuchs fehlte sie bei keiner Sitzung. In der Ausschusssitzung vom 18. Juli 1928 wurde erstmals ihre schwere Erkrankung thematisiert. In einem Genesungsschreiben sprach ihr die Vorstandschaft die besten Wünsche aus, damit sie ihre "bewährte Kraft" auch künftig der "Caritassache mit Rat und Tat" zur Verfügung" stellen könnte. Im gleichen Schreiben ernannte der Vorstand Anna Häcker zum Ehrenmitglied.
Doch die Erkrankung der 64-Jährigen war so schwerwiegend, dass sie am 5. November 1928 um 7.15 Uhr morgens starb. Mit einer Todesanzeige in der Eichstätter Volkszeitung gaben die Geschwister der engagierten Frau deren Ableben bekannt und bedankten sich zwei Tage später in einer weiteren für die "vielen Beweise herzlicher Anteilnahme". Todesanzeigen in der Lokalpresse waren Ende der 1920er Jahre für unverheiratete Frauen durchaus ungewöhnlich. Damit unterstrichen diese beiden Inserate die Bedeutung der engagierten Frau in Eichstätt und würdigten ihr Lebenswerk auf besondere Weise.