Eines Tages kam ein ungefähr 50-jähriger Mann zu mir in die Beratungsstelle. Er war verheiratet und hatte eine feste Arbeit. Es stellte sich heraus, dass er fast vollständig den Überblick über seine finanziellen Verhältnisse verloren hatte. Die Wohnung war wegen Mietschulden bereits gekündigt, die Zwangsräumung stand bevor. Außerdem hatte er auch noch bei mehreren anderen Gläubigern Schulden. Er war sehr verzweifelt und suchte bei der Schuldnerberatung Hilfe und Unterstützung. Nachdem ich einen Überblick über seine finanzielle und soziale Situation gewonnen hatte, fing die Arbeit an. Zunächst wurden eine leistbare Rate mit dem Anwalt des Vermieters vereinbart und die anderen Gläubiger wegen einer akutellen Forderungsaufstellung angeschrieben. Auch ein Haushaltsplan wurde gemacht. Zum Schluss der etwa sechsmonatigen Beratung konnte er sein Mietverhältnis sichern und angemessene Zahlungen vereinbaren. Die größte Last war damit von seinen Schultern genommen. Eines Tages sagte er zu mir: "Sie haben mir den Weg gewiesen, ich hatte ihn verloren. Alles ging kreuz und quer und jetzt kann ich wieder besser schlafen." Das war auch für mich eine große Freude und zeigte mir, dass unsere Beratungsarbeit erfolgreich sein kann - zum Wohle der Menschen. Vieles ist in dieser Beratung möglich geworden, weil dieser Mann guten Willen hatte, mitgearbeitet und mir vertraut hat. Das gibt wieder Auftrieb für andere Beratungen. Nicht immer gelingt der große Durchbruch wie in diesem Fall, aber oft sind es auch kleine Veränderungen, die Menschen weiterhelfen. Caritasmitarbeiter (54)
Ich habe bei vier Geistlichen und in sieben Straßen gesammelt. Fragt mich mal einer der Geistlichen: "Na, wie ist es so ergangen?" - "Wenn ich mal in Rente bin, schreibe ich ein Buch übers Caritas-Sammeln." Einige Beispiele: Sagte mir eine Frau, sie freut sich immer, wenn ich meine Runde drehe. Sie hat das einmal gemacht und für ihre Kirche Kirchengeld gesammelt. Sie würde das nie mehr machen. Sie bewundert mich. "Ja", sage ich, "was macht man nicht alles, dass man mal in den Himmel kommt". "Na, da haben Sie was gesagt. Da müssten’s mal meine Tochter hör’n, die würde sie darüber richtig aufklären". Ein Prediger von einer Sekte hat mehrmals gesagt: "Da gebe ich gerne, die Caritas tut was." Ein Mädchen, ca. 12 Jahre, holte aus seiner engen Hose einen kleinen Beutel und gab den Inhalt mir: "Die Eltern sind nicht da, ich hätte gern mehr gegeben, aber ich hab nicht mehr." Inzwischen ist aus ihr eine Dame geworden und gibt reichlich. Sagte ein Elektromeister in einem großen Betrieb: "Die Mutter ist jetzt nicht da, ich soll doch später kommen." Das mache ich nicht …. (die Mutter ist jung Witwe geworden und hat vier Kinder alleine großgezogen). Ähnliches kommt immer mal wieder vor, wenn ich die mittlere Generation antreffe: dass sie bei den alten Eltern läuten und selber verschwinden. Ein Mann, der immer gebefreudig und freundlich war, sagte zu mir: "Aus ganz bestimmten Gründen geb ich für die Caritas nichts mehr her." Da war ich platt. Nach zwei Jahren probierte ich es wieder: Er gab wie immer. Eine Familie konnte ich nie auslassen - wegen der Antworten. Schon wenn ich die Gartentür öffne, riecht es schon nach Reichtum. Die Frau. "Am Sonntag komme ich rüber, dann geb’s ich dem Pfarrer persönlich" ; "Ach Gott, jetzt hab‘ ich erst Weihnachten so viel gegeben". Und ihr Mann sagte nach einer Spende von einem Euro: "Brauchen's nicht reinschreiben", dann verlangte er die Liste doch, machte einen tiefen Seufzer und gab das nächste Mal das Doppelte und sagte dazu: "Und wer gibt mir was?" So könnte ich noch lange fortfahren. Das Sammeln war, solange ich am Bau arbeitete, fast eine Last. Als ich mich in Rente befand, war es eine Lust, und seit 10 Jahren, da ich in einer toten Wohnung lebe, ist es eine Notwendigkeit. Der Körper ist verbraucht, nun gehe ich in Sammlerrente. Sammler (82 Jahre)
Es gibt bei mir keine großen Geschichten. Die meisten Leute kommen, und Spenden gerne. Mit den Familien ist es schwieriger. Eines muß ich in den letzten Jahren feststellen. Die Reichen geben nicht mehr, als die Armen. Sammlerin (82 Jahre)
Ich habe es nie bereut, in die Pflege "gesteckt" worden zu sein! Es macht unglaublichen Spaß, unseren älteren Mitmenschen zu helfen. Sei es beim Pflegen, beim Anziehen, bei Gesprächen. Die Zeit, die man mal mehr, mal weniger hat, damit zu verbringen, sie zu trösten, mit ihnen zu lachen, auch mal mit ihnen zu weinen, sie in den Arm zu nehmen, um ihnen das Gefühl zu geben, dass sie dazu gehören. Aber auch um manchmal mit ihnen zu diskutieren, sie zu überreden und sie zu motivieren. Natürlich gehört auch dazu, sie auf ihrem Weg zu ihrer letzten Reise zu begleiten, zu beten, mit ihnen zu reden oder einfach nur ihre Hand zu halten. Enttäuschendes habe ich bei dieser Arbeit nicht erlebt, dafür aber umso mehr Komisches, Erfreuliches, Überraschendes, Verwunderliches, Trauriges und Schönes. Ich hoffe, man kann herauslesen, wieviel Freude es mir macht und wie dankbar ich bin, dass ich in die Pflege "gesteckt" wurde. Mitarbeiterin (53 Jahre)