Chronik 2020er Jahre
2020
Der sich ausbreitende Corona-Virus und die Pandemie COVI-19 stellen den Diözesanverband vor Herausforderungen. Stationäre Einrichtungen sind davon betroffen ebenso wie die Tagespflege, die Ambulante Pflege, die Beratungsdienste, die Gruppenangebote, die Kleiderkammern, die Begegnungsstätten Villa Johannes, die Tagesstätte Lichtblick, der Gebrauchtwarenmarkt oder die Bahnhofsmission.
"Die Caritas will und muss hilfebedürftigen Menschen auch während der Pandemie nahe sein und sie möglichst umfassend versorgen und begleiten", sagt Caritasdirektor Alfred Frank in einer Stellungnahme. Dabei gelte es, den größtmöglichen Schutz der anvertrauten Personen ebenso zu gewährleisten wie den der eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die überwiegend in "systemrelevanten" Einrichtungen tätig sind. Frank fordert, die Politik müsse neben der Wirtschaft auch das gesamte Sozialsystem unter den angekündigten Rettungsschirm nehmen. Nur dann könne die soziale Infrastruktur auch für die Zukunft erhalten werden.
Der zweiköpfige Vorstand des Caritasverbandes ist wieder komplett: Der neue stellvertretende Caritasdirektor Andreas Steppberger, der zuvor Oberbürgermeister von Eichstätt war, beginnt seine Arbeit am 1. Mai. Der studierte Jurist übernimmt auch das Amt des Geschäftsführers der Caritasstiftung Eichstätt.
Im ganzen Jahr finden im Caritasverband kaum Präsenzveranstaltungen und fast nur Videokonferenzen statt. Auch das Bundesfreiwilligen-Seminar im Sommer wird virtuell auf der Plattform von Webex, einem Anbieter von Videokonferenzen, durchgeführt. Die 31 Beteiligten tauschen sich über das Abstimmungs- und Brainstorming-Tool Mentimeter aus.
Eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störung eröffnet das Caritas-Kinderdorf Marienstein. Das Kinderdorf ist damit die erste Einrichtung in der Region 10 - Ingolstadt und den Landkreisen Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen -, die ein Angebot für Heranwachsende mit einer solchen tiefgreifenden Entwicklungsstörung macht. Die Gruppe heißt "Fuchsmühle". Für diese Kinder hatten die finanzierenden Jugendämter verstärkt Bedarf angemeldet.
Aufgrund der Coronakrise kommen in diesem Herbst in vielen Fällen keine Caritas-Sammlerinnen und -Sammler persönlich an die Haustüren. Stattdessen werden in den Pfarreien Spendenbriefe in die Briefkästen eingeworfen oder mit dem Pfarrbrief verteilt. Wenn Sammlerinnen und Sammler kommen, gelten besondere Vorsichtsmaßnahmen: Die Ehrenamtlichen tragen Mund-Nasenschutz und halten einen Abstand von mindestens eineinhalb Metern ein. Sie sollen das Haus oder die Wohnung der Spender nicht betreten. Auch die Geldübergabe soll ohne direkte Berührung stattfinden.
In verschiedenen Caritas-Seniorenheimen kommt es ab Herbst zu massiven Corona-Ausbrüchen bei Bewohnerinnen und Bewohnern sowie bei Mitarbeitenden. Mehrere Menschen sterben an oder mit dem Virus. Bei allem Leid gibt die gezeigte Solidarität Hoffnung: Pflegekräfte aus anderen Caritas-Einrichtungen helfen in betroffenen Häusern aus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisten bereitwillig Überstunden: bis zu den Verwaltungskräften, die Reihentestungen organisieren und unermüdlich Angehörige informieren.
Ein kreatives neues Produkt bringen die Caritas-Servicedienste Eichstätt, ein Zuverdienstprojekt für psychisch kranke und suchtkranke Menschen, heraus: eine Caritas-Schokolade. Die Servicedienste beziehen von der Eichstätter Welt-Brücke fair gehandelte Schokoladentafeln, welche die an dem Projekt Beteiligten mit freundlichen Motiven ummanteln, verpacken und dann auf Bestellung versenden. Wer die Schokolade kauft, fördert sowohl die Beschäftigung von Menschen in schwierigen Lebenslagen in Eichstätt als auch in anderen Ländern.
Im Caritas-Seniorenheim St. Elisabeth in Eichstätt finden die ersten Impfungen gegen Corona statt. St. Elisabeth gehört damit zu den Einrichtungen in Bayern, in denen am frühesten diese vorbeugende Maßnahme durchgeführt wird. Rund 90 Prozent der Bewohnerinnen und Bewohner lassen sich impfen. Sie erhalten den Impfstoff der Firma Biontech von einem Einsatzteam des Malteser Hilfsdienstes.
2020
Am 6. Februar stirbt der emeritierte Domkapitular Monsignore Rainer Brummer im Caritas-Seniorenzentrum Abenberg. Brummer war von 2009 bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 2012 Caritasdirektor im Bistum Eichstätt, von 2010 bis 2012 zudem 1. Vorsitzender der Caritasstiftung Eichstätt. Rainer Brummer prägte vor allem die Kirchlichkeit der Caritas im Bistum Eichstätt.
Am 27. Februar hält Bischof Gregor Maria Hanke (OSB) einen Gedenkgottesdienst für die an Corona Verstorbenen Menschen, insbesondere für jene in den Caritas-Seniorenheimen im Bistum Eichstätt. Daran nehmen rund 30 Verantwortliche und Mitarbeitende des Diözesan-Caritasverbandes teil. Die drei Leitungspersonen der von Corona-Ausbrüchen am stärksten betroffenen Seniorenheime in Schwabach, Berching und Greding schildern in kurzen Beiträgen ihre besonderen Erfahrungen. In allen drei Einrichtungen hatten sich zahlreiche Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende infiziert und waren jeweils rund 20 Menschen an oder mit dem Virus gestorben. Aus ihren Berichten sprechen ebenso Verzweiflung und Angst wie Hoffnung und Dankbarkeit.
Am 13. August verstirbt der frühere Leiter des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt, Markus Pflüger im Alter von erst 65 Jahren. Am 30. Oktober nehmen zahlreiche Wegbegleiterinnen und -begleiter von ihm beim Requiem in der Eichstätter Schutzengelkirche Abschied. Pflüger hatte sich in vielfacher Hinsicht für Menschen mit Behinderung eingesetzt: mit umfangreichen Bauprojekten für St. Vinzenz ebenso wie sozialpolitisch, etwa im Fachverband Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP). Nach seinem Eintritt in den Ruhestand engagierte Markus Pflüger sich auf Landkreisebene. Seit März 2020 wirkte er als einziger Kreisrat der Linken, bei denen er zuletzt seine Einstellung am deutlichsten vertreten sah, im Kreistag des Landkreises Eichstätt mit.
Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun die Möglichkeit eines Zeitwertkontos an. Bei einem Abschlusstreffen eines langen Prozesses am 15. Oktober besiegeln Caritasdirektor Alfred Frank und der stellvertretende Vorsitzende der Gesamt-Mitarbeitervertretung (MAV) des Diözesan-Caritasverbandes, Bernhard Schäfer, die betrieblichen Rahmenbedingungen für das Einrichten eines solchen Kontos mit ihren Unterschriften unter eine entsprechende Dienstvereinbarung. Damit haben die rund 2.900 Mitarbeitenden des Verbandes die Chance, Gehaltsanteile für bezahlte berufliche Auszeiten anzusparen.
In November zieht die Caritas-Kreisstelle Weißenburg von der Holzgasse 12 in Weißenburg in neue Räumlichkeiten im Seilergäßchen 2 der Stadt.