Caritasdirektor Alfred Frank und der stellvertretende Gesamt-MAV-Vorsitzender, Bernhard Schäfer, unterzeichnen die Dienstvereinbarung zum Langzeitkonto im Beisein von Justiziar Martin Müller, stellvertretender Caritasdirektor Andreas Steppberger und Abteilungsleiter Michael Zierer.
Kurz erklärt:
Das Zeitwertkonto
Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt e.V. bietet seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nun die Möglichkeit eines Zeitwertkontos an. Bei einem Abschlusstreffen eines langen Prozesses haben Caritasdirektor Alfred Frank und der stellvertretende Vorsitzende der Gesamt-Mitarbeitervertretung (MAV) des Diözesan-Caritasverbandes, Bernhard Schäfer, jetzt die betrieblichen Rahmenbedingungen für das Einrichten eines solchen Kontos mit ihren Unterschriften unter eine entsprechende Dienstvereinbarung besiegelt. Damit haben die rund 2.900 Mitarbeitenden des Verbandes die Chance, Gehaltsanteile für bezahlte berufliche Auszeiten anzusparen. "Vielen ist dieses System als ‚Sabbatical‘ oder ‚Sabbat-Jahr‘ schon aus anderen Unternehmen bekannt", erklärte der Abteilungsleiter für Personalwesen, Michael Zierer.
Berufliche Auszeit
Doch hinter dem Zeitwertkonto stecke weit mehr als das Sabbatical, meinte der Abteilungsleiter. Jene Mitarbeitenden, die sich für ein solches Langzeitkonto im Sinne der Arbeitsvertraglichen Richtlinien (AVR) entscheiden, können bei weiterlaufendem Gehalt die Zeit für eine Weiterbildung, zur Pflege von Angehörigen oder für eine andere Passion nutzen. Die nun ausgehandelten Rahmenbedingungen des Diözesancaritasverbandes sehen dabei eine berufliche Auszeit von einen Monat bis maximal zehn Monaten vor. Dabei wird versucht, dem Mitarbeitenden anschließend die Rückkehr an den alten Arbeitsplatz zu ermöglichen. "Dies wird in den allermeisten Fällen sicher gelingen", so Zierer.
Früher in den Ruhestand gehen
Das wohl stärkste Argument sieht MAV-Vertreter Bernhard Schäfer aber in der Möglichkeit, früher in den Ruhestand gehen zu können. "Wer vor seinem errechneten Datum in die Rente gehen möchte, muss mit kostspieligen Einbußen rechnen", erklärt Schäfer. Mit dem Zeitwertkonto sei es möglich, das angesparte Zeitguthaben an das Ende des Erwerbslebens zu legen. Damit könnten Mitarbeitende ihr Berufsende deutlich flexibler, selbstbestimmter und bedarfsgerechter gestalten, erläuterten die Caritas-Vorstände Alfred Frank und Andreas Steppberger das System. "Selbst für rentennahe Jahrgänge kann sich dieses Modell noch eignen."
LIGA-Gassenhuber als Partner
Der Partner für das Einrichten eines Zeitwertkontos im Diözesan-Caritasverband Eichstätt ist die Versicherungsagentur LIGA-Gassenhuber. Sie hat langjährige Erfahrung bei betrieblichen Vorsorgelösungen und ist spezialisiert auf den kirchlichen, sozialen und öffentlich-rechtlichen Bereich. "Es war uns ein großes Anliegen, einen zuverlässigen Partner für dieses Modell auszuwählen", sagt Alfred Frank. "Das Geld unserer Mitarbeitenden soll zu fairen Konditionen sicher und gut angelegt sein." Das Zeitwertkonto funktioniere nämlich wie ein Sparbuch. Der Dienstgeber zahle die vom Mitarbeitenden gewünschten Gehaltsbestandteile in ein persönliches Konto ein, um es in einer späteren Phase beruflicher Auszeit in Form von Gehalt dem Mitarbeitenden wieder auszuzahlen. Das Guthaben bleibe dem Mitarbeitenden jederzeit erhalten und sei im Todesfall auch frei vererbbar. "In diesem Jahr liegt der Garantiezins noch bei 0,7 Prozent", informierte Steppberger. "Ab 1. Januar 2022 wird er deutlich sinken, auf 0,25 Prozent." Deshalb sei es sinnvoll, gegebenenfalls bis 31. Dezember 2021 zu handeln, um sich auch in Zukunft den höheren Garantiezins zu sichern.
Individuelle Beratung angeboten
Wie individuell, flexibel und unterschiedlich ein Zeitwertkonto sein kann, weiß Justiziar Martin Müller. "Deshalb macht die Versicherungsagentur allen Mitarbeitenden in den nächsten Wochen ein persönliches Beratungsangebot", erklärt er bei dem Abschlusstreffen. Zunächst wird sie in regionalen Informationsveranstaltungen, an denen jeweils rund 30 Personen teilnehmen sollen, das Modell grundsätzlich erklären. Diese kleinere Runde biete die Chance, nicht nur zu informieren, sondern auch ins Gespräch zu kommen. Im Anschluss daran, könnten Mitarbeitende individuelle Beratungstermine mit LIGA-Gassenhuber wahrnehmen. "Dies alles findet in der Arbeitszeit statt", sagt Michael Zierer. "Wir sind von dem Modell so überzeugt, dass wir nicht nur A, sondern auch B sagen und den Mitarbeitenden die Beratungszeit zu vergüten."
Ein Angebot, kein Muss
Dabei ist es den Verantwortlichen im Verband und in der MAV wichtig zu betonen, dass das Zeitwertkonto "ein Angebot ist und kein Muss". Jeder müsse selbst einschätzen, ob er darin einen Mehrwert sehe oder nicht. Abteilungsleiter Zierer ist überzeugt, dass es künftig ein Instrument zur Personalgewinnung sein werde. "Immer mehr junge Leute fragen bei Bewerbungsgesprächen nach Zeitwertkonten und nutzen sie als Entscheidungshilfe für oder gegen ein Unternehmen." "Der Mitarbeitervertretung sei es wichtig gewesen, gute Rahmenbedingungen für das Modell im Verband zu erarbeiten", erklärte Bernhard Schäfer. "Wir sind stolz, dass wir es geschafft haben". Tatsächlich waren der Dienstvereinbarung harte Verhandlungsmonate vorausgegangen, bei denen ein Scheitern nicht ausgeschlossen schien. Doch Steppberger betonte, "es ist ein echtes Zeugnis für den sogenannten Dritten Weg unserer Dienstgemeinschaft. Wir haben es geschafft - zwar in der Nachspielzeit, aber immer gemeinsam, nie gegeneinander."