Joseph Pemsel
Ingolstadt war im Bistum Eichstätt stets die Metropolregion, in der als erstes soziale Brennpunkte entstanden. In der Gründungszeit des Verbandes hatte die kreisfreie Stadt bereits rund 26.000 Einwohner, während der gesamte Landkreis Eichstätt lediglich knapp über 60.000 Einwohner zählte. Auf der Suche nach Arbeit zogen viele junge Menschen in die Stadt und erfuhren dort Entwurzelung.
Caritasbüro in Ingolstadt
Im Oktober 1911 machte der Seelsorger in der Ingolstädter Pfarrei St. Moritz Benefiziat Joseph Pemsel (1861-1945), der zugleich auch Präses des Arbeiterinnenvereins Ingolstadt und der Burschenvereine war, mit einem mahnenden Appell auf die Problematik aufmerksam: dass die Jugend, "welche in die Fremde zieht, besonders wenn ihr Weg den Großstädten zugeht, einen erschreckend großen Prozentsatz der moralisch Schiffbrüchigen stellt; viele verlieren in der Fremde allen Halt und allen Glauben."
Deshalb trat er mit großem Nachdruck für die Gründung von Burschenvereinen ein, auch wenn dies kein leichtes Unterfangen sei: Wer dies "mit besonderem Eifer in Angriff nimmt, der wird vielleicht größere Schwierigkeiten dabei finden, als er ohnehin gefürchtet hat; aber (und das ist die Kehrseite der Sache!), er wird sicher auch viel größere Freuden erleben, als er sich erträumen ließ."
Ledigenwohnheim schon 1923
Nach der Gründung des Caritasverbands arbeitete Benefiziat Pemsel gezielt am Aufbau eines Caritasbüros in Ingolstadt. 1923 gründete er ein Ledigenwohnheim als Unterkunft für 15 Männer in Ingolstadt, das von zwei Pflegekräften geführt wurde. Es ist wohl die erste Einrichtung unter der Trägerschaft der Caritas.
In einem Brief nach Freiburg würdigt der damalige Caritassekretär Waldmüller die Leistung des bereits 60-jährigen Seelsorgers: "Äußerst befruchtend arbeitet der Caritasleiter Pemsel-Ingolstadt", schreibt Waldmüller. Er habe das Caritasbüro in Ingolstadt "fast mustergültig ausgebaut".