Stadtkinder auf dem Lande
Deshalb bemühten sich die Caritassekretariate in Nürnberg und Fürth darum, Stadtkinder für die Sommermonate auf das Land zu schicken. Mit ihrer Anfrage zu Beginn des Jahres 1917 wandten sie sich an ihr Bistum Bamberg und an das Nachbarbistum Eichstätt. Mit einem Aufruf im Pastoralblatt beteiligte sich das Eichstätter Ordinariat an dieser Aktion.
Die nachfolgenden drei Dokumente aus den Jahren 1917, 1918 und 1919 vermitteln ein authentisches Bild von der Notsituation der Menschen und dem schwierigen Spagat der Helfenden, denn die Erfahrungen des ersten Jahres waren für die Pflegefamilien nicht so einfach zu bewältigen. Neben den Pflegekindern kamen unaufgefordert oft auch ihre Angehörigen und Verwandten. Diese gaben vor, die Kinder sehen zu wollen, doch hofften sie auch auf Verpflegung oder Nahrungsmittelspenden. Diese ungewollten Besuche bedeuteten für die Landfamilien eine erhebliche Mehrbelastung.
So war im Folgejahr 1918 die Bereitschaft der Landbevölkerung stark gesunken, Pflegekinder aufzunehmen. Deshalb setzte Generalvikar Triller im März 1918 einen deutlichen Appell ins Pastoralblatt, um für Pflegeplätze zu werben. Gleichzeitig versprach er, dass die "unliebsamen Begleiterscheinungen" in diesem Jahr behördlich abgestellt würden. Erstmals erwähnt Triller auch eine Vermittlungsstelle in Ingolstadt, die vom Katholischen Jugendfürsorgeverein unter Leitung von Domkapitular Karl Vogt, dem späteren 1. Vorsitzenden des Diözesan-Caritasverbandes, betrieben wurde.
Das letzte hier veröffentlichte Dokument vom März 1919 schildert die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg. Die Versorgungslage entspannte sich nach dem Ende der Kampfhandlungen nämlich nicht. Statt dessen verschärfte sich durch die steigende Inflation und die stagnierende Wirtschaft auch auf dem Land die Versorgungssituation.
Die Verschickung der Stadtkinder aufs Land, die Vermittlung von Pflegschaften und die finanzielle Unterstützung von Waisenhäusern blieb auch in den 1920er Jahren ein wichtiges Aufgabenfeld des Diözesan-Caritasverbandes und des von ihm mit geführten Katholischen Jugendfürsorgevereins.