Zahlreiche Menschen besuchten den ersten Weltflüchtlingstag in Eichstätt, hier in der Johanniskirche. Foto: Caritas / Peter Esser
"Von Stärke und Hoffnung": Unter diesem Motto hat am Samstag der erste Weltflüchtlingstag in Eichstätt stattgefunden, den viele Menschen am Domplatz und in der Johanniskirche besuchten. Zahlreiche Gruppierungen waren daran beteiligt, darunter die Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB) der Caritas-Kreisstelle Eichstätt. "Die Initiative zu dem Tag ging von den Geflüchteten selbst aus, vor allem von Saleem Zmarial aus Afghanistan. Sie haben sich mit dem Netzwerk an Organisationen hier in besonders guter Weise zusammengeschlossen. Und nur deshalb konnte das hier auf die Beine gestellt werden", erklärte Angela Müller, Fachdienstleiterin der FIB bei der Caritas-Kreisstelle und Sprecherin für diesen Bereich für die Caritas im Bistum Eichstätt. Ihre Kollegin Lea Schweitzer bei der FIB Eichstätt meinte: "Ich hoffe, dass der Tag eine positive Resonanz hat. In der aktuellen Politik haben Geflüchtete ja eher einen schlechten Stand. Das liegt auch daran, dass viele keine Berührungspunkte mit den Betroffenen haben. Dieser Tag hier kann solche Berührungspunkte bieten, indem man sich mit ihnen austauscht."
Die Ukrainerin Olena Belbas informierte über Ihre Flucht und ihr Leben in Eichstätt. Foto: Caritas / Peter Esser
Austausch- und Informationsmöglichkeiten gab es denn auch viele bei der Veranstaltung. So konnte man beispielsweise über das Handy Interviews hören, welche zahlreiche Geflüchtete in der Region Eichstätt im Vorfeld des Weltflüchtlingstages unter dem Motto "Ich bringe Potenzial" gaben. In den Interviews erzählen die Betroffenen von ihren Erfahrungen in Deutschland. Auch von den Hürden, "die nicht nur aus Formlaren bestehen, sondern auch aus Blicken, Erwartungen und Missverständnissen", wie es an einer Stellwand hieß. Vor Ort selbst war die 47-jährige Olena Belbas aus der Ukraine. Sie hatte dort als Psychologin gearbeitet und war kurz nach dem Überfall Russlands auf Ihr Heimatland im April 2022 mit ihrem heute 14-jährigen Sohn nach Eichstätt geflüchtet. Olena Belbas absolvierte hier zunächst fleißig Sprachkurse in Deutsch. Heute ist sie Sozialbetreuerin an der Berufsschule Eichstätt. "Das gefällt mir sehr gut, weil ich hier viel im Kontakt mit Menschen bin", erzählte sie.
In einer Ausstellung unter dem Motto "Von Hoffnung und Stärke" wurden die Perspektiven von Eichstätter Geflüchteten vorgestellt, zum Beispiel die des 24-jährigen Afghanen Naimat Shinwari. Seine Flucht nach Deutschland hatte insgesamt ein Jahr lang gedauert. Er kam wegen des Krieges in seinem Heimatland. Inzwischen ist er seit vier Jahren in Deutschland. "Mir gibt Hoffnung, dass ich hier viele Freunde gefunden habe", berichtete er. Nach der Schule will er eine Ausbildung als Maler machen.
Die Ukrainerin Tetyana Hoch und ihre Kinder Laura und Leon Guni begeisterten musikalisch.Foto: Caritas / Peter Esser
Zu sehen waren an großen Stellwänden mit Porträts und Statements auch die Geschichten mehrerer mexikanischer Zuwanderinnen und Zuwanderer. "Obwohl wir nicht in derselben Lage sind wie Geflüchtete, sondern aus eigenen Entscheidungen hierhergekommen sind, erleben auch wir, wie herausfordernd es sein kann, in einem neuen Land in allen Lebensbereichen von vorne anzufangen", berichtete die aus Mexiko stammende Eichstätterin Leticia Pintor. Neben dieser Ausstellung präsentierte sich das mit dem diesjährigen Shalompreis ausgezeichnete kolumbianische Projekt "Casa Social Cultural y Memoria" (Sozialhaus für Kultur und Erinnerung), eine Organisation aus der Pazifikstadt Buenaventura. Das Projekt setzt sich für die Rechte marginalisierter Gruppen in der von Gewalt geprägten Hafenstadt ein.
Christian Alberter, Diözesangeschäftsführer des Malteser Hilfsdienstes Eichstätt, sagte in einer Ansprache: "Ich freue mich, dass so viele Menschen hier zusammengekommen sind, die sich für Menschlichkeit und Solidarität einsetzen. Eine Stadt wie Eichstätt kann zeigen, dass Zusammenhalt funktioniert." Alberter forderte mehr Unterstützung von der Landespolitik für Geflüchtete und kritisierte, dass es Kürzungen bei der Förderung der Integrationslotsen durch die Staatsregierung gebe.
Fürs leibliche Wohl war an einem Stand von afghanischen Geflüchteten gesorgt.Foto: Caritas / Peter Esser
Beim den Weltflüchtlingstag gab es auch musikalische Beiträge, zum Beispiel von der Ukrainerin Tetyana Hoch aus Weißenburg am Keyboard zusammen mit ihren Kindern Laura und Leon Guni. Gemeinsam sangen sie ein Lied mit den Worten "Unsere Augen, unsere Herzen, unsere Hände bleiben zusammen", in das die Besucherinnen und Besucher einstimmten. Für das leibliche Wohl sorgten Geflüchtete aus Afghanistan mit verschiedenen Gerichten aus ihrer Heimat.