Die Beratungsstelle
für psychische Gesundheit der Caritas in Ingolstadt feiert dieses Jahr ihr
30-jähriges Bestehen. Ausgangspunkt für die Errichtung dieses
Sozialpsychiatrischen Dienstes war die Psychiatriereform in den
Siebzigerjahren. Seinerzeit hatte eine
Psychiatrie-Enquête-Kommission
die Bedingungen in stationären Einrichtungen für psychisch kranke und
behinderte Menschen kritisiert und gefordert, dass seelisch kranke Menschen
prinzipiell genauso optimale Hilfe erfahren müssten wie körperlich kranke. Daher
beantragte der damalige Leiter der Psychosozialen Beratungsstelle
(Suchtberatungsstelle), Gunter Steger,
beim
Diözesan-Caritasverband Eichstätt, einen Sozialpsychiatrischen Dienst in
Ingolstadt einzurichten. Dieser nahm Anfang 1981 seine Arbeit auf. Zwei
Mitarbeiter begannen ihre Tätigkeit noch in den Räumen der Psychosozialen
Beratungsstelle in der Liebigstraße in Ingolstadt in einer angemieteten Wohnung.
Eine
Diplom-Psychologin und ein Diplom-Sozialpädagoge (FH) versorgten zu dieser Zeit
die gesamte Region 10, das heißt die Stadt Ingolstadt sowie die
Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen
und Pfaffenhofen. Andere Sozialpsychiatrische Dienste gab es hier noch nicht,
sodass keine flächendeckende Versorgung gewährleistet war. Daher wurde das Team
noch im selben Jahr durch einen Psychiater auf Honorarbasis für zwei Stunden
die Woche ergänzt. Aufgrund des sehr großen Versorgungsgebietes waren die
beiden Caritasmitarbeiter gut zwei Drittel ihrer Arbeitszeit im „Außendienst“
unterwegs, um den Klienten so gut wie möglich zu helfen. Für die meisten
betroffenen Menschen war ein Besuch der Beratungsstelle in Ingolstadt wegen der
weiten Wege nicht möglich.
Mit der Zeit immer mehr Gruppen- und
Freizeitangebote
Drei Jahre später
wurde in Kooperation mit der Caritas Kreisstelle Neuburg/Schrobenhausen eine
Außenstelle in Neuburg errichtet. Die neue Mitarbeiterin, eine
Diplom-Sozialpädagogin (FH), gehörte zum Team des Sozialpsychiatrischen
Dienstes Ingolstadt. Anstellungsträger war aber der Diözesan- Caritasverband
Augsburg – eine eher ungewöhnliche Konstellation. In den folgenden Jahren
wurden die Angebote des Dienstes immer weiter ausgebaut. Verschiedene Gruppen-
und Freizeitangebote zeigten, dass nicht nur das „Einzelgespräch“, sondern vor
allem auch Freizeitangebote vermehrt genutzt wurden, um Isolation
entgegenzuwirken. In dieser Zeit wurde auch die Zusammenarbeit mit dem Klinikum
Ingolstadt intensiviert. So wurden eine 14-tägige Kliniksprechstunde
eingerichtet und Freizeitmaßnahmen zusammen mit der Freizeitgruppe der
psychiatrischen Klinik begonnen.
Die Bevölkerung in
der Region 10 wuchs immer mehr, vor allem in Ingolstadt, sodass die Versorgung
durch drei Fachkräfte nicht mehr ausreichte. Daher wurden die
Sozialpsychiatrischen Dienste Pfaffenhofen, Neuburg/Schrobenhausen und
Eichstätt durch den Bezirk Oberbayern aufgebaut. 1999 genehmigte der Bezirk
zudem eine weitere Halbtagsstelle für den Sozialpsychiatrischen Dienst
Ingolstadt. So konnte eine neue Fachkraft vor allem nachgehende Arbeit in Hausbesuchen
leisten. Im selben Jahr wurde der bis dahin eigenständige Dienst im
Caritasverband aus organisatorischen Gründen in die Caritas-Kreisstelle
Ingolstadt eingegliedert.
So konnte er
besser mit anderen Caritasangeboten verzahnt werden.
Seit 2002 Hilfe durch einen
Gerontopsychiatrischen
Fachbereich
Aufgrund der
gestiegenen Anzahl älterer Menschen bietet der Sozialpsychiatrische Dienst Ingolstadt
seit 2002 auch für Bürgerinnen und Bürger ab dem 60. Lebensjahr im Rahmen des
Gerontopsychiatrischen
Fachbereiches Beratung und
Begleitung an. In dieser geht eine Beraterin speziell auf die Anforderungen des
Älterwerdens und den damit verbundenen psychischen Herausforderungen ein. In
Gesprächen sucht sie Lösungen, um Krankheitsfolgen zu bewältigen und Lebensqualität
im Alter zu fördern.
Im Jahr 2004 baute
der Sozialpsychiatrische Dienst eine Selbsthilfegruppe „Depression“ auf, die am
Anfang als „angeleitete Gruppe“ angeboten wurde. Mittlerweile hat sich die
Gruppe verselbständigt. Der Sozialpsychiatrische Dienst steht der Gruppe aber
weiter auf Wunsch mit „Rat und Tat“ zur Seite. Um den Ansprüchen der heutigen
Zeit gerecht zu werden, bietet der Sozialpsychiatrische Dienst seit Ende Juni
dieses Jahres auch die Möglichkeit, sich online beraten zu lassen.
Im Jahr 2010
nahmen 530 Klientinnen und Klienten
sowie 86 Angehörige die Unterstützung und Begleitung des Sozialpsychiatrischen
Dienstes mit
gerontopsychiatrischem
Fachbereich der
Caritas-Kreisstelle Ingolstadt in Anspruch. Diplom-Sozialpädagoge (FH) Stefan
Preindl
, der seit 1988 für die Stelle arbeitet, bringt auf
den Punkt, worum es bei der Arbeit geht:
„Sozialpsychiatrische Dienste sind ein notwendiger Teil der Versorgung
psychisch kranker Menschen. Durch eine möglichst umfassende Beratung und
Betreuung verhindern sie eine Ausgliederung psychisch kranker und behinderter
Menschen und unterstützen die Wiedereingliederung.“