Ende einer Ära im Caritas-Altenheim St. Johannes Neumarkt: Stephan Spies (53) ist dort heute Nachmittag von rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Bewohnerinnen und Bewohnern mit Angehörigen sowie zahlreichen Gästen aus Politik, Kirche und Caritas als Einrichtungsleiter verabschiedet worden. Caritasdirektor Franz Mattes dankte Spies für sein „segensreiches und verdienstvolles Wirken als geschätzter Heimleiter“. In einem Gottesdienst sagte der Caritasdirektor in Bezug auf die Worte im vorgetragenen Johannesevangelium „Liebt einander, wie ich euch geliebt habe“, Spies habe sich diese zu eigen gemacht: gegenüber Bewohnern wie Mitarbeitern. „Vergelt’s Gott“, dankte der Direktor Spies, drückte aber auch seinen Wehmut über dessen Weggang aus.
Die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiterin Hedwig Kenkel würdigte das Engagement von Stephan Spies für bauliche, fachliche und konzeptionelle Weiterentwicklungen des Seniorenheimes. Sie erwähnte mehrere Initiativen in den vergangenen Jahren unter Federführung von Spies: neben der Einführung einer integrativen Betreuung demenzkranker Menschen auch die des Bobathkonzeptes und des Sozial- und Servicezentrums (mehr dazu bei „Hintergrund zur Einrichtung“). „Wir lassen Sie nur ungerne weiterziehen“, so Kenkel, die Spies aber viel Erfolg für seine neue Aufgabe wünschte. Dieser wird ab Dezember beim Diakoniewerk Martha Maria in Nürnberg ein Bildungszentrum für Aus-, Fort- und Weiterbildung aufbauen. „Hier kann ich all meine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen, sei es als Krankenpfleger, Manager oder auch als Lehrer einbringen und somit mein berufliches Lebenswerk vervollständigen“, hatte Stephan Spies im Vorfeld der Verabschiedungsfeier erklärt.
Der Neumarkter Landrat Albert Löhner würdigte „die fachlichen, persönlichen und sozialen Kompetenzen“ von Spies. Er dankte ihm für die langjährige Arbeit im Landkreis. Spies war vor seiner Zeit als Einrichtungsleiter des Caritas-Altenheimes zwölf Jahre an der Berufsfachschule für Krankenpflege am Klinikum Neumarkt als Lehrer für Pflegeberufe tätig. 1994 wechselte er in die Pflegedienstleitung am Klinikum Neumarkt. Der Neumarkter Stadtrat Dr. Heinz Sperber sagte, Spies „war den Gremien der Stadt sehr zugetan“ und habe sich zum Beispiel im Seniorenbeirat der Stadt engagiert. Der Leiter des Caritas-Altenheimes Dietfurt, Klaus-Josef Knaus, dankte Spies im Namen der Einrichtungsleiterkollegen im Bistum Eichstätt „für 13 Jahre super Zusammenarbeit“, bei der er auch oft Ratgeber gewesen sei. Der Neumarkter Ruhestandsgeistliche Gerhard Senniger bedankte sich bei ihm dafür, „dass er stets offen für seelsorgerliche Anliegen gewesen ist und auch zum Beispiel ehrenamtlich Orgel bei Gottesdiensten gespielt hat“. Caritas-Kreisstellenleiter Bernhard Schinner erinnerte im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Caritas im Landkreis Neumarkt daran, dass das erste Treffen dieser Gemeinschaft vor rund zehn Jahren im Caritas-Altenheim St. Johannes stattgefunden habe. Dass das Caritas-Netzwerk im Landkreis Spies ein Anliegen gewesen sei, habe er zum Beispiel durch sein Engagement für die Caritaswoche sowie das Heft „Sozialcourage für die Caritas im Landkreis“ deutlich gemacht. Heimbeirat Herbert Hauser würdigte die Verdienste des scheidenden Einrichtungsleiters in einem Gedicht. Die Vorsitzende der Mitarbeitervertretung, Erika Vögele, lobte, Spies habe stets „ein offenes Ohr für uns gehabt“ und bedauerte: „Ihr Weggang hinterlässt eine große Lücke.“ Pflegedienstleiterin Bärbel Längler, die nun kommissarisch die Leitung des Hauses übernimmt, führte gemeinsam mit anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen Sketch auf. Ein Mitarbeiterchor sang ein Abschiedslied.
Stephan Spies sagte, er erlebe seinen Arbeitswechsel „mit einem weinenden und einem lachenden Auge“. Die vergangenen 13 Jahre als Heimleiter sieht er rückblickend als einen wichtigen und wertvollen Lebensabschnitt. „Gerade weil ich so verwurzelt bin mit der Einrichtung und den hier arbeitenden und wohnenden Menschen fiel mir die Entscheidung für einen Wechsel nicht leicht“, so Spies. Über seine Arbeit sagte er: „Ich wollte nicht Verwalter eines Zustandes sein, sondern strategisch weiterentwickeln.“ Er habe viel Zuspruch in letzter Zeit bekommen. Am meisten hätten ihn die Worte einer Mitarbeiterin gefreut, die sagte: „Sie waren immer glaubwürdig.“
Für 13 Jahre Engagement als Leiter des Caritas-Altenheimes St. Johannes Neumarkt bedankten sich bei Stephan Spies (Dritter von rechts) unter anderen der Neumarkter Landrat Albert Löhner, Stadtrat Dr. Heinz Sperber, Stadtpfarrer Norbert Winner (von links) sowie Caritasdirektor Franz Mattes und die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiterin Hedwig Kenkel (rechts). Foto: Caritas/Esser
Hintergrund zur Einrichtung
Das Caritas-Altenheim St. Johannes Neumarkt wurde von 1981 bis 1983 errichtet und gehört zu den 19 Caritas-Altenheimen im Bistum Eichstätt. Träger ist der Caritasverband für die Diözese Eichstätt. Im Haus gibt es 79 Einzel- und acht Doppelzimmer. Nahezu alle Bewohnerinnen und Bewohner sind mittlerweile pflegebedürftig. Wie in anderen Caritas-Altenheimen hat auch das Haus St. Johannes spezielle Betreuungsangebote in Wohnbereichen, gerontopsychiatrische Hilfen für demenzkranke Menschen und eine palliative Begleitung bei sterbenskranken Personen intensiviert. Dafür wurden auch entsprechende Fachkräfte weitergebildet. Als Einrichtung eines katholischen Wohlfahrtsverbandes macht es zudem zahlreiche seelsorgliche Angebote: Dazu gehören spezielle Gottesdienste für demenzkranke Menschen, Sterbebegleitung in Zusammenarbeit mit dem Hospizverein Neumarkt, Verabschiedungsfeiern für verstorbene Bewohnerinnen und Bewohner sowie auch Gesprächsmöglichkeiten für Angehörige.
Darüber hinaus hat dieses Caritas-Altenheim einige besondere Angebote. Zum Beispiel können Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, Hilfe nach dem Bobathkonzept erhalten. Dieses nach dem Arzt Dr. Carl Bobath benannte Konzept verfolgt das Ziel, Halbseitenlähmungen zu vermeiden oder zu vermindern, verloren gegangene Bewegungsfähigkeiten erneut zu lernen, die gesamte Koordination der Körperseiten zu verbessern und Schmerzen zu reduzieren. Dadurch soll die Selbstständigkeit bei den Aktivitäten des täglichen Lebens erhöht werden. Neurologische Patienten werden damit zwar nach ihrem Krankenhausaufenthalt in einer Reha-Klink vertraut gemacht, doch anschließend üben sich erfahrungsgemäß das Erlernte nicht konsequent weiter. Im Altenheim St. Johannes können sie die professionelle rehabilitative Pflege, die sie in Rehabilitationseinrichtungen erlernt haben, nun fortsetzen. Für Physio-, Logopädie und Ergotherapie wurde dort ein Physiotherapieraum eingerichtet. Die Mitarbeiterschaft wurde für die Betreuung von Bewohnern nach einem Schlaganfall geschult.
Außerdem bietet das Altenheim ein „Sozial- und Servicezentrum“ für ältere Menschen an, die in der Umgebung der Einrichtung leben und mit Alltagsaufgaben überfordert sind. Dazu gehören unter anderem Hausmeisterdienste aller Art, hauswirtschaftliche Unterstützung, Übernahme von Verwaltungsarbeiten, Einkauf und Gräberpflege.