Immer mehr katholische
Kindertagesstätten im Bistum Eichstätt wollen noch qualifizierter als bisher
Kinder mit Integrationsbedarf betreuen. Deshalb haben vor kurzem 54
Mitarbeiterinnen aus 35 Einrichtungen an einer Tagung „Pädagogik der Vielfalt –
Anspruch und Chance?!“ im Kloster
Plankstetten
teilgenommen. Diese Tagung wurde vom zuständigen Referat des
Diözesan-Caritasverbandes organisiert und durchgeführt. Anlass war, dass mit
knapp 70 der rund 190 katholischen Kindertageseinrichtungen über ein Drittel inzwischen
fast 110 Kinder mit einer Behinderung betreuen. Vor vier Jahren waren es laut
Caritas noch unter 90 Kinder in weniger als 50 Einrichtungen. „Der wachsende
Inklusionsgedanke, Teilhabe aller Kinder am Bildungsprozess im Kindergartenalltag
zu ermöglichen, findet zunehmend Nachfrage“, so Andrea
Peyerl
,
Mitarbeiterin im Caritasreferat Kindertageseinrichtungen. „Außerdem sehen wir
es als christlichen Auftrag, allen Kindern einen Platz zu bieten, um ihnen ein
gelingendes Leben und Lernen in der Kindertageseinrichtung zu ermöglichen“.
Dr. Monika Wertfein,
Diplom-Psychologin am Institut für Frühpädagogik in München, wies in einem
Vortrag
auf Voraussetzungen und Möglichkeiten
hin, um eine Pädagogik der Vielfalt langfristig für alle Kinder zu entwickeln.
Dafür müssten sich Einrichtungen nicht nur mit Fragen auseinandersetzen wie
„Wie werden Kindertagesstätten für alle Kinder zugänglich?“ und „Wie können
alle Kinder am gemeinsamen Alltagsgeschehen im Kindergarten beteiligt werden?“,
sondern auch mit der Herausforderung „Wie können Bildungsprozesse bei Kindern
individuell angeregt werden?“. Viele an der Tagung
beteiligten
pädagogischen
Fachkräfte zeigten sich beeindruckt von einem Film dazu.
Dieser zeigte, wie eine Kindergruppe ein
mehrfachbehindertes
Kind mit rhythmischem Klatschen und Trommeln auf einem Karton in seiner
Selbstwahrnehmung unterstützte. Dieses Kind erlebte die Vibration als
angenehmen und lustvollen Eindruck gemeinsam mit allen. Auch wurde vorgeführt,
wie Kinder sich ungezwungen und kompetent in Alltagssituationen unterstützen,
indem Kinder ohne Behinderung Kindern mit Handicaps zum Beispiel beim gemeinsamen
Frühstück helfen. Um solche Lernanlässe anzuregen und zu begleiten, wurde den
Kindertagesstätten empfohlen, mit heilpädagogischen Fachdiensten vor Ort
zusammenzuarbeiten, in Ingolstadt etwa dem Caritas-Zentrum St. Vinzenz.
Um die Bedeutung des Themas
zu hervorzuheben, wies Caritasmitarbeiterin Andrea
Peyerl
die pädagogischen Fachkräfte darauf hin, „dass die auch von Deutschland ratifizierte
UN-Behindertenrechtskonvention jedem Menschen mit Behinderung das Recht auf
Bildung zuerkennt und fordert, dieses Recht ohne Diskriminierung in einem
integrativen Bildungssystem zu verwirklichen“. Auch das Bayerische Bildungs-
und Betreuungsgesetz unterstützt Andrea
Peyerl
zufolge die Integration von Kindern mit Behinderung vor Ort und gewährt den
Einrichtungen dafür erhöhte Fördermittel. Allerdings meinten die
Caritasmitarbeiterin und mehrere Tagungsteilnehmerinnen in einer Diskussion,
dass diese dem tatsächlichen Bedarf bei weitem nicht gerecht würden. Viele
wünschten sich vor allem kleinere Gruppen und mehr Fachpersonal, um den
gesellschaftlich und politisch geforderten Anspruch auf Bildung für Kinder mit
Behinderung besser erfüllen zu können.