Für die bundesweite Caritas-Jahreskampagne unter dem Motto "Frieden beginnt bei mir" haben sich die Caritas-Kreisstelle Herrieden und die Kath./Evang. Sozialstation Bechhofen engagiert. Mitarbeitende beider Einrichtungen sowie Besucherinnen und Besucher des Friedensgebetes in Herrieden und Kunden des Second-Hand-Ladens haben rund 30 Blätter, auf denen Friedenstauben aufgedruckt sind, mit verschiedenen Sprüchen beschriftet. Diese Blätter wurden an einer Stellwand um ein Plakat "Frieden beginnt bei mir" aufgehängt. Mitarbeitende der Kreisstelle und Sozialstation präsentierten die Wand vor einigen Tagen vor ihren Einrichtungen neben der dortigen Friedenstaube aus Stein, die der Verein Geselligkeit Herrieden1995 anlässlich 50 Jahren Friedens nach dem zweiten Weltkrieg gestiftet hatte.
Die Inhalte der Sprüche auf den Blättern zum Frieden sind sowohl allgemeiner privater als auch politischer Natur. Allgemeine Sätze sind zum Beispiel "in Ruhe, Sicherheit und Freiheit leben", "Frieden beginnt in meiner Familie, vor meiner Haustür mit den Nachbarn - nur dann kann man nach außen Frieden stiften" oder "sich frei bewegen und angstfrei leben können, den Alltag genießen können" sowie "respektvolles Zusammenleben". Geschrieben steht dort aber auch "kein Krieg und keine strukturelle Gewalt", "Wenn für eine spezielle Gesellschaftsgruppierung im Umfeld große Töne gemacht werden, muss man beherzt seine Meinung sagen" oder "Frieden beginnt, wo Anderssein in Ordnung ist."
Hohes, nicht selbstverständliches Gut
"Die diesjährige Jahreskampagne hat ein sehr aktuelles Motto. Wir haben einen Krieg fast vor unserer Haustür und wir bekommen in unserer Kreisstelle die Probleme ukrainischer, aber auch anderer Geflüchteter hautnah mit. Das Motto passt auch gut zu unserem Friedensgebet für die Ukraine in Herrieden", begründet Kreisstellenleiter und Sozialstations-Geschäftsführer Michael Deffner, warum er und seine Einrichtungen sich für die Kampagne engagieren. "Frieden ist für mich die Freiheit, sein Leben kreativ gestalten und angstfrei leben zu können, was leider viele nicht können. Und er ist ein hohes Gut, das nicht selbstverständlich ist, was auch die rechtsextremen Tendenzen in unserer Gesellschaft zeigen", so Deffner. Als Kreisstellenleiter sei er darum bemüht, bei Konflikten das offene Gespräch zu suchen und gegenüber den Klienten der Stelle, die sich oft in sozialer Not befinden, "einfühlsame Worte zu finden". Deffner beobachtet mit Sorge, "dass sich seit Corona Pole mit extremen Meinungen in der Gesellschaft gebildet haben" und wünscht sich mehr gegenseitiges Zuhören und gegenseitige Toleranz.
"Innerer Frieden beginnt in dem Moment, in dem ich entscheide, Ereignissen oder anderen Menschen nicht zu erlauben, meine Emotionen zu kontrollieren", hat Flüchtlings- und Integrationsberaterin Ulrike Sterner auf ein Blatt an der Stellwand geschrieben. Bei ihrer Arbeit mit Geflüchteten versuche sie, "das eigene Schutzschild etwas zur Seite zu legen, um somit offener für die Verletzbarkeiten anderer zu sein". So gibt sie zum Beispiel stets ihren Klienten die Hand und stellt bei der Beratung keinen großen Tisch zwischen sich und die Ratsuchenden. Sie sieht in ihrer Beschäftigung alleine dadurch Friedensarbeit gewährleistet, indem sie in der Gemeinschaftsunterkunft Dietenhofen bei Geflüchteten präsent ist. Dort wird sie in Kürze auch eine Stellwand mit Geflüchteten für den Frieden erstellen, indem diese ihr Bild und einen Friedensspruch in der eigenen Sprache an die Wand hängen. Auch mit Kunstprojekten, die sie initiiert, will sie zum Frieden beitragen. Mehr Frieden wünscht sie sich dadurch, "dass sich Integrationsangebote enger am Bedarf der Geflüchteten orientieren, es weniger Bürokratie in der Flüchtlingshilfe gibt und nicht mehr zwischen vermeintlich guten und weniger guten Geflüchteten unterschieden wird".
Beate Jerger, die bei der Kreisstelle kommunale Integrationsarbeit in Kooperation mit der Stadt Herrieden und der Gemeinde Aurach leistet, ist es wichtig, "mit dem Frieden bei sich anzufangen". Sie hat einen Leitspruch von Mahatma Gandhi für ihr Leben auserkoren: "Sei die Veränderung, die du für die Welt wünschst". Diesen versuche sie in Haupt- und Ehrenamt, unter anderem im Eine Welt-Verein und im Netzwerk "Weltoffen leben", zu verwirklichen. "Ich versuche, jeden so zu nehmen, wie er ist und Zeit zu haben für meine Mitmenschen, Verantwortung zu übernehmen und so stets nach gemeinsamen Lösungen zu suchen."
Patienten mit Empathie begegnen
Julia Hödel, Verwaltungsangestellte bei der Sozialstation Bechhofen, will zum Frieden vor allem dadurch beitragen, indem sie "Patienten mit Geduld, Respekt und Empathie begegnet". Sie erlebe es immer wieder, dass Angehörige überfordert seien, wenn deren Eltern zu Pflegefällen werden. "Da versuche ich, durch gute Aufklärung und Rat beizustehen." Grundsätzlich wünscht sie sich, "dass wir und unsere Kinder weiterhin in Frieden und Freiheit leben können. Aufgrund der derzeitigen politischen Tendenzen ist das ja nicht selbstverständlich."