Oliver Marton Markocs ist seit eineinhalb Jahren Flüchtlings- und Integrationsberater bei der Caritas-Kreisstelle Neumarkt. Foto: Caritas / Peter Esser
Oliver Marton Markocs (41) ist ein Mann der klaren Worte. Der aus Ungarn stammende Integrations- und Flüchtlingsberater bei der Caritas-Kreisstelle Neumarkt legt einerseits den Finger in die Wunde, wenn politische Entscheidungen zum Nachteil von Asylbewerberinnen und -bewerbern sind: "Die Aussetzung des Familiennachzuges für Geflüchtete mit eingeschränktem Schutzstatus für zwei Jahre trifft diejenigen ungemein hart, die auf ihre Angehörigen sehnsüchtig warten." Andererseits verhehlt er aber auch nicht, dass er von manchen seiner Klientinnen und Klienten mehr Engagement wünscht, um sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Umso mehr freut es ihn wiederum, "dass die meisten sich um diese Integration bemühen, arbeiten wollen und alles daransetzen, sich hier eine Zukunft aufzubauen".
Zwar war Oliver Marton Markocs selbst kein Flüchtling, sondern kam aus freien Stücken nach Deutschland. Doch hatte auch er einiges erlebt, was Asylbewerber plagt. Gut drei Jahre dauerte die Anerkennung seines Sozialpädagogik-Studiums, das er in Jászberény, einer kleinen Stadt in der Nähe von Budapest, absolviert hatte. Er musste 300 Stunden Praktikum nachholen und mehrere Fächer an der Uni in München belegen, bis er auch hier seinen Beruf ausüben konnte. Und natürlich musste auch er Deutsch lernen.
Doch der Reihe nach: Nach seinen Studien der Sozialpädagogik und Graphologie in seinem Heimatland arbeitete er dort als Kundenberater der Telekom. "Als Sozialpädagoge hätte ich in Ungarn nur wenig verdient, deshalb machte ich etwas anderes", erklärt Oliver Marton Markocs. Als im Jahr 2015 seine Schwester, die damals in Magdeburg lebte, einmal in Ungarn bei ihm zu Besuch war, regte diese ihn an, über ein Leben in Deutschland nachzudenken. Nur kurze Zeit später besuchte Markocs sie und entschied sich, zu ihr und ihrem Mann zu ziehen. Berufsbedingt zog die Familie von Magdeburg in die Nähe von Regensburg. Hier entschloss sich Oliver Marton Markocs dazu, die Schritte zur Anerkennung seines ungarischen Sozialpädagogikstudiums zu gehen. Vorübergehend arbeitete er als Erzieher in Parsberg. Die geforderten 300 Stunden Praktikum absolvierte er in einem Wohnheim für Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung bei Regens Wagner Holnstein.
Als sein Studium anerkannt war, bewarb er sich bei der Caritas-Kreisstelle Neumarkt und begann mit seiner Tätigkeit bei der Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB). "Man hat hier mit vielen unterschiedlichen Menschen aus mehreren Ländern zu tun und hört ganz verschiedene Lebensgeschichten, auch wenn diese teilweise schon unter die Haut gehen", erklärt Markocs, der seine Arbeit nun seit eineinhalb Jahren ausübt. "Und wir haben hier ein gutes Team." Die FIB in Neumarkt wird ökumenisch geführt und besteht derzeit aus drei Mitarbeitenden der Caritas und vier der Diakonie.
Oliver Marton Markocs schätzt das deutsche Sozialsystem sehr. Allerdings wünscht er sich für seine Klientinnen und Klienten eine bessere psychologische Versorgung. "Ich weiß, dass es auch für Deutsche oft schwierig ist, einen Termin beim Psychiater oder Psychologen zu bekommen, aber für Asylbewerberinnen und Asylbewerber ist es noch schwerer, zumal es ja auch die sprachlichen Barrieren gibt und sich nicht immer geeignete Ehrenamtliche finden, die sie begleiten können. Doch ihre psychische Not ist oft sehr groß", so der Flüchtlings- und Integrationsberater.
Dass die Anzahl der Geflüchteten nach Deutschland zurückgegangen ist, hat nach Meinung von Oliver Marton Markocs vor allem mit dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien zu tun. Der Flüchtlings- und Integrationsberater spürt einerseits eine negative Stimmung gegenüber Asylbewerberinnen und Asylbewerbern in seiner Umgebung, "aber es gibt andererseits auch noch viele Bürgerinnen und Bürger, die freundlich zu ihnen sind oder sich sogar für sie ehrenamtlich engagieren". Er selbst hilft ihnen in lebenspraktischen und rechtlichen Fragen und macht ihnen Mut für ihr weiteres Leben in Deutschland.