Nicht ohne Stolz stellte Amran Sahak drei typische Süßigkeiten aus Afghanistan beim Interkulturellen Tag des Migrationsteams der Caritas vor. Foto: Caritas / Peter EsserFoto: Caritas / Peter Esser
"Ihr sollt heute hier einmal eine Zeit lang die Alltagssorgen vergessen." Mit diesen Worten lud Lidia Sybin vom Migrationsdienst der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt rund 30 Geflüchtete und andere zugewanderte Menschen heute ein, den "Interkulturellen Tag des Migrationsteams" in der Kreisstelle zu feiern. Und ihre Kollegin Silvia Iriarte-von Huth ergänzte: "Ich danke euch, dass ihr gekommen seid, um Menschen aus anderen Ländern kennenzulernen und euch mit ihnen auszutauschen." Einige Migrantinnen und Migranten hatten Leckereien aus Ihren Heimatländern mitgebracht. Nicht ohne Stolz präsentierte der 31-jährige Amran Sahak drei typische Süßigkeiten aus Afghanistan, die vor allem seine Frau zubereitet hatte: Jeilabie, Cream Roll und einen afghanischen Kuchen, den daraufhin mehrere Gäste genossen.
Quiz "Wie gut kennst du dich in Ingolstadt aus?"
Ein Quiz, Malen und Austausch standen beim Interkulturellen Tag unter anderem auf dem Programm. Foto: Caritas / Peter Esser
Amran Sahak lebt seit dreieinhalb Jahren in Ingolstadt. Er hatte mit seiner Familie sein Heimatland verlassen, als die Taliban an die Macht kamen. Zuvor war er für die frühere Regierung beruflich im Bereich "Zoll und Grenzkontrolle" tätig. In Deutschland hat er bereits eine Weiterbildung über Unternehmenssoftware absolviert und als Projektmanager gearbeitet, ist nun aber wieder auf Arbeitssuche. Während er beim Interkulturellen Tag in ein Gespräch mit einer Caritas-Praktikantin vertieft war, freute sich seine zehnjährige Tochter Kawsar, einen Uhu in einem Mandala auszumalen. Neben ihr saßen mehrere Frauen aus ganz verschiedenen Ländern: Armenien, Eritrea, Syrien und Mexiko. Sie bemühten sich darum, ein Quiz "Interkultureller Tag - Wie gut kennst du dich in Ingolstadt aus?" zu lösen. Fragen, die sie beantworten sollten, lauteten zum Beispiel: "Wir viele Nationalitäten wohnen in Ingolstadt?", "Aus wie vielen Personen besteht der Migrationsrat?" und "Wie viele Einbürgerungen gab es 2024 in Ingolstadt?"
Am Quiz nahmen auch die 50-jährige Iryna Osypova und ihr Sohn Yerheh aus der Ukraine teil. Sie waren vor zwei Jahren wegen des Krieges aus ihrem Heimatland geflohen. "Die Caritas hat uns gut beraten. Heute wollen wir hier andere Geflüchtete treffen", sagte Iryna Osypova. Sie arbeitet derzeit in einem Hotel, während ihr Sohn Deutsch an der Berufsschule lernt. Gekommen ist auch die Mexikanerin Laura Roldan mit ihrer sechsjährigen Tochter Isabella. Sie leitet derzeit ehrenamtlich gemeinsam mit einer Frau aus Syrien den Kurs MiA (Migrantinnen einfach stark im Alltag): einen Alphabetisierungskurs, den Silvia Iriarte-von Huth organisiert. "Ich möchte hier am Austausch teilnehmen", erklärte die Mexikanerin, warum sie zu dem Treffen kam.
Zum Migrationsteam der Caritas, das den Tag organisierte, gehören unter anderen Veronika Scholl, Lidia Sybin und Silvia Iriarte-von Huth (von links). Foto: Caritas / Peter Esser
Nach Überzeugung von Caritas-Mitarbeiterin Michelle Piossek kann die derzeitige interkulturelle Woche - in deren Rahmen der Tag in Ingolstadt stattfand - "Gelegenheiten schaffen, mit Menschen in Kontakt zu treten, die vielleicht sonst nicht den Weg in unsere Beratung finden würden". Besonders wichtig sei es, Brücken zwischen Menschen mit und ohne Migrationserfahrung schlagen zu können. "So können wir dabei helfen, Begegnungen zu ermöglichen, Vorurteile abzubauen, ein gegenseitiges Verständnis zu fördern und einfach ungezwungenen Spaß miteinander zu haben. Denn auch das gehört zu einer gelungenen Integration dazu", so Michelle Piossek. "Und wir können auch zeigen, dass Ingolstadt bunt und interkulturell ist", fügte ihre Kollegin Veronika Scholl hinzu.
"Dafür" als Zeichen gegen Intoleranz und Ausgrenzung
Mit dem diesjährigen Motto der Interkulturellen Wochen "Dafür!" verbindet Michelle Piossek, "dass wir damit ein klares Zeichen gegen Intoleranz und Ausgrenzung setzen." Konkret bedeute das: "Wir sind dafür, gleiche Rechte für alle zu verwirklichen, dafür, sichere Fluchtwege zu schaffen und dafür, Vielfalt als Stärke zu leben." Nach dem Gefühl von Veronika Scholl "geht es derzeit leider allgemein in eine andere Richtung". Daher sei es wichtig, sich "für Zusammenhalt, eine offene Gesellschaft und Vielfalt" zu engagieren.