Die Corona-Pandemie hat auch die Pfarreien und ihre Caritas-Sammlerinnen und -Sammler vor enorme Herausforderungen gestellt. Derzeit sind grundsätzlich rund 1.300 Frauen und Männer in diesem Ehrenamt im Bistum Eichstätt aktiv. Tatsächlich an den Haustüren im Gespräch waren bei der Frühjahrssammlung allerdings wesentlich weniger. Zu groß erschien vielen das Risiko, sich mit dem Virus anzustecken. Auch für die Herbstsammlung nächste Woche wird noch keine gravierende Änderung erwartet. Den Pfarreien ist es bisher gelungen, dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger Überweisungsträger im Briefkasten fanden, wo niemand sammelt. Immerhin haben viele Pfarrgemeinden angekündigt, dass dort nach Corona wieder gesammelt werde. Diejenigen, die sich auch derzeit engagieren, handeln nach Überzeugung der Caritas im Sinne des Mottos der bevorstehenden Herbstsammlung "Liebe fordert". Zu diesen Engagierten gehören die drei Frauen Paulina Hochmann, Anna Grad und Ute Endres.
"Man kann so etwas Gutes tun"
"Ich glaube, ich lasse mir jetzt einmal ein Angebot machen, damit unser Garagentor bald repariert werden kann", erzählt Walburga Amler an ihrer Haustüre in Titting Sammlerin Paulina Hochmann (74) bei deren Besuch während der Caritas-Frühjahrssammlung 2021. "Es ist schon wichtig, dass jemand auch in der Corona-Zeit kommt, dass man sich unterhalten kann", erkärt sie und holt aus ihrem Geldbeutel einen Schein hervor. Diesen legt sie auf die Treppe, damit die Sammlerin ihn ohne Berührung in Empfang nehmen kann. "Frau Hochmann macht das ganz hervorragend", meint Beate Gebhart aus demselben Wohngebiet. Andererseits hält diese es angesichts der Pandemie für verständlich, "wenn im Moment keine Leute mehr kommen". Paulina Hochmann hat keine Angst: "Mein Gottvertrauen sagt mir, dass nichts passiert." Selbstverständlich trägt sie eine FFP-2-Maske und hält alle Schutzregeln ein.
Vor drei Jahren übernahm Paulina Hochmann das Ehrenamt von ihrer Tochter Elke Templer, weil diese nicht mehr die Zeit dafür fand. "Man kann so etwas Gutes tun. Und man muss sich ja bewegen", beschreibt die 74-jährige Frau ihre Motivation. An sechs Tagen in der Sammlungswoche besucht sie etwa 60 Haushalte. Leute, die sie nicht antrifft, geben ihr zum Teil die Spenden, wenn sie die Bäckerei aufsuchen, in der Frau Hochmann auch noch tätig ist. Elke Templer, Pfarrgemeinderatsvorsitzende in Titting, ist froh, dass ihre Mutter die freiwillige Arbeit ausübt. "Hier im Dorf haben die Leute schon noch etwas für die Kirche übrig. Doch es ist schwierig, jemanden zum Sammeln zu motivieren." Überweisungsträger im Briefkasten können aus ihrer Sicht keine Sammlerinnen und Sammler ersetzen. "Manche Spender machen gegenüber ihnen auch Vorschläge an der Tür, was in der Pfarrei noch besser gemacht werden könnte", nennt Elke Templer einen Vorteil des Sammelns.
Caritas-Sammlerin Paulina Hochmann (links) bei ihrem Besuch bei Spenderin Walburga Amler in Titting. Foto: Peter Esser
Unterwegs sein als Leidenschaft
"Sie könnten doch auch Caritassammeln", erzählt die 67-jährige Anna Grad, wie sie der Pfarrer ihrer Pfarrei St. Walburga in Beilngries einst ansprach. Sie antwortete ihm schlicht: "Ich probiere es mal." Aus diesem Probieren sind mittlerweile 25 Jahre geworden, die sie als Sammlerin auf dem Fahrrad in zwei Gebieten des Ortes bei gut 50 Haushalten unterwegs ist. "Unterwegs sein" ist ihre Leidenschaft, oft auf Wallfahrten. Der Grund für ihr Caritassammeln ist derselbe wie der für ihr Engagement bei der Beilngrieser Tafel und im Pfarrgemeinderat: "Ich bin Pilgerin auf Erden. Da kann ich Gott und den Menschen dienen."
Das Sammeln sei schon zeitaufwendig, verhehlt sie ebenso wenig wie, dass sie manchmal auch eine "Abfuhr" bekomme. Im Zuge des Finanzskandals im Bistum Eichstätt vor drei Jahren hätten ihr einige Leute gesagt "Jetzt gebe ich nichts". Danach habe sie diese Menschen erst einmal nicht mehr aufgesucht, "doch inzwischen spenden auch sie wieder". Vor der Coronakrise haben ältere Bürgerinnen und Bürger Anna Grad zu Gesprächen ins Haus eingeladen. Das habe sich jetzt geändert. "Manche haben bei der Frühjahrssammlung ihre Tür nur einen Spalt weit aufgemacht, ihre Spende rausgelegt und dann wieder geschlossen", erzählt die Sammlerin. Sie selbst hat keine Angst: "Zum Einkaufen geht man ja auch." Und grundsätzlich meint die Pilgerin: "Wenn man mit Jesus unterwegs ist, muss man halt manchmal auch etwas aushalten."
Mit Menschen in Kontakt kommen
"Es gibt auch Not in Deutschland, und das Sammeln ist eine gute Möglichkeit, um zu helfen und in Kontakt zu kommen." Das erklärt die 56-jährige Ute Endres aus der Pfarrei St. Johannes der Täufer in Hilpoltstein. Sie übt eine Vielfalt an Ehrenämtern aus: im Leitungsteam der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB), in der Jugendarbeit, Austragen des Pfarrbriefes, als Lektorin und eben als Caritassammlerin. In vier Straßenzügen sucht sie rund 30 Haushalte auf.
In der Corona-Zeit sei das Sammeln aber schon etwas anderes: "Durch die Maske sieht man die Mimik nicht, was schon schade ist, und man wickelt an der Tür nur die Geldübergabe ab, ohne sich länger zu unterhalten." Und dabei sind Gespräche aus ihrer Erfahrung so wichtig: "Da geht es um die Familie oder auch um eigene Krankheiten. Da merkt man wirklich, dass die Leute sich besser fühlen, wenn sie das einmal ausgesprochen haben." Ute Endres gesteht, dass sie durchaus darüber nachgedacht hat, während der Corona-Krise das Sammeln aufzuhören. "Doch am Ende hat mein Gottvertrauen gesiegt. Wenn ich für Gott etwas tue, wird er schon seine schützende Hand über mich halten."