Die diesjährige Herbstsammlung des Diözesan-Caritasverbandes Eichstätt findet vom 29. September bis 5. Oktober statt. "Manche Not ist leise" lautet das Motto. In den Pfarreien gehen Ehrenamtliche von Haus zu Haus, um Spenden zu erbitten oder sie geben Überweisungsträger aus. Mit den Einnahmen werden unter anderem Menschen in finanzieller Not, mit Behinderung, mit psychischen Erkrankungen sowie schwangere Asylbewerberinnen unterstützt.
Diözesanadministrator und Caritaspräses Alfred Rottler bittet die Bevölkerung um Spenden. Foto: Caritas / Karl Ferstl
"Nicht unbedingt die Menschen, die lautstark nach Hilfe schreien, sind in einer echten Notlage. Manchmal sind es die, die eher im Hintergrund bleiben und sich schämen, ihre Notlage zuzugeben", schreibt Diözesanadministrator und Caritaspräses Alfred Rottler in seinem Sammlungsaufruf. Es gebe die "leise Not", vielleicht sogar in der nächsten Umgebung, und sie habe verschiedene Gesichter. "Sie kann uns in einem jungen Arbeitslosen begegnen, in einer alleinerziehenden Mutter oder in einem älteren Menschen, der nur eine kleine Rente hat", nennt Rottler Beispiele. Die Caritas begegne mit ihren Einrichtungen und Diensten schon seit vielen Jahren der "leisen" und "versteckten" Not. Die Türen ihrer Beratungsdienste stünden für alle offen. Damit die Caritas auch in Zukunft wirksam helfen könne, bittet der Caritaspräses die Bevölkerung um ihre Unterstützung. Von den eingenommenen Spenden bei der Caritassammlung verbleiben nach seinen Angaben 40 Prozent in der Pfarrei für die konkrete Hilfe vor Ort und gehen 60 Prozent an den Caritasverband Eichstätt.
Für Personen in finanzieller Not und Menschen mit Behinderung
Menschen in Not erhalten bei der Caritas in Ausnahmefällen kleine Geldbeträge. Im Vordergrund steht für sie aber die Beratung über ihre Lebenssituation Foto: Caritas/Stefanie PalmeFoto: Caritas/Stefanie Palme
32.000 Euro aus der Sammlung dienen der Hilfe zum Lebensunterhalt. Die Caritas-Kreisstellen im Bistum Eichstätt können dadurch Menschen in akuter finanzieller Not mit Kleinbeträgen unterstützen. Nach Mitteilung des Ingolstädter Caritas-Sozialarbeiters Bernhard Gruber kann dies zum Beispiel geschehen, damit sich Betroffene dringend benötigte Medikamente besorgen oder dafür die Zuzahlung leisten können. Dafür müsse der Kreisstelle aber ein Nachweis vorgelegt werden. Auch könnten die Caritas-Mitarbeitenden einen Kleinbetrag aushändigen, damit arme Menschen die Zeit überbrücken können, wenn die Auszahlung einer Sozialleistung länger dauert, zum Beispiel des Bürgergeldes. In diesem Fall setzt sich die Beratungsstelle laut Gruber aber gleichzeitig mit der Sozialbehörde in Verbindung, um den Vorfall zu klären. Schließlich gebe es Fälle, in denen am Freitagmittag plötzlich sozial bedürftige Menschen zur Beratungsstelle kommen und, so Gruber, "mitteilen, dass sie zum Beispiel keine Windeln haben". In diesem Fall händigen dem Sozialarbeiter zufolge die Caritas-Mitarbeitenden dem Betroffenen auch einen kleinen Geldbetrag aus, bestellen aber gleichzeitig die Person für den darauffolgenden Montag in die Kreisstelle ein, um über die Lebenssituation grundlegend zu beraten.
Die inklusive Veeh-Harfengruppe unter Leitung von Julia von der Brelie sorgt häufig für die musikalische Gestaltung bei den Offenen Hilfen des Caritas-Zentrums St. Vinzenz Ingolstadt. Foto: Caritas/Andrea von Eberstein
Mit 25.000 Euro aus Mitteln der Sammlung fördert die Caritas die Offene Behindertenarbeit (OBA) des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt sowie jene der Caritas-Sozialstation Eichstätt. Diese Einrichtungen beraten Menschen mit Beeinträchtigungen sowie deren Angehörige in sozialen und rechtlichen Fragen und gestalten Freizeit-, Sport- und Bildungsangebote für sie. Sie leisten auch viel Projektarbeit, um die Inklusion in Gesellschaft und Kirche voranzutreiben und der Isolation von Menschen mit Behinderung entgegenzuwirken. Vielfach arbeiten die OBAs dafür in Netzwerken mit anderen Gruppierungen zusammen, zum Beispiel Schulen, Sportvereinen und Künstlern.
Für psychisch kranke Menschen und schwangere Asylbewerberinnen
9.500 Euro erhält die Eichstätter Tagesstätte Lichtblick für psychisch kranke Menschen, damit diese ihren Aufenthaltsraum neugestalten kann. Die Tische und Stühle der Tagesstätte haben ein Alter und einen Zustand erreicht, in dem sie ersetzt werden müssen. Außerdem sind die Aufenthaltsräume seit einem Umzug vor einigen Jahren kleiner geworden. Daher ist die Einrichtung darauf angewiesen, die Möbel einmal am Tag für Bewegungsangebote an den Rand zu schieben und danach wieder zurückzustellen. Da sowohl die Besucherinnen und Besucher als auch die Mitarbeitenden inzwischen in ein höheres Alter gekommen sind, wird dieser Akt nach Erfahrungen in der Tagesstätte immer schwieriger. Daher werden die bisherigen Tische durch solche mit Rollen und Klappfunktion ersetzt. Die neuen Stühle sind leicht zu reinigen und abwischbar. Durch die Umgestaltung können Angebote sowohl im Sitzen, Stehen sowie in Bewegung durchgeführt werden, um alle Sinne der Besucherinnen und Besucher anzusprechen.
5.100 Euro aus der Sammlung gehen an die Schwangerenberatung der Caritas in Ansbach, damit diese Einzelfallhilfen für schwangere Asylbewerberinnen im Bereich der Diözese Eichstätt leisten kann. "Während wir für nicht im Asylverfahren befindliche Schwangere mittels eines Antrages an die Landesstiftung Hilfe für Mutter und Kind eine wirksame finanzielle Beihilfe zur Anschaffung von Schwangerschaftskleidung, Babyausstattung und je nach Bedarf noch für andere Dinge beantragen können, dürfen wir für die genannten Schwangeren lediglich 200 Euro Stiftungsleistungen beantragen", informiert Petra Strmecki, Leiterin der Schwangerschaftsberatung der Caritas Ansbach. Ein Problem sei zudem, dass mit der für Asylbewerberinnen und Asylbewerber eingeführten Bezahlkarte in vielen günstigen Geschäften, zum Beispiel Second-Hand-Läden, nicht bezahlt werden könne. Daher sollen schwangere Asylbewerberinnen im Gebiet des Bistums Eichstätt zusätzlich 150 Euro aus der Eichstätter Caritassammlung erhalten, um insgesamt 350 Euro zum Kauf von Umstandskleidung und Babyerstausstattung zur Verfügung zu haben. Mit 5.100 Euro kann so 34 Frauen geholfen werden. Die Schwangerenberatung der Caritas Ansbach berät Schwangere und Familien mit Kindern bis zu drei Jahren im Gebiet der Diözese Eichstätt in den Dekanaten Herrieden und Weißenburg. Sie führt einmal in der Woche mittwochs Außensprechstunden in der Caritas-Kreisstelle Weißenburg durch.