Eine Sozial- sowie Schuldnerberatung online hat die Caritas-Kreisstelle Eichstätt am 1. März für hilfesuchende Menschen gestartet. Die Caritasberaterin Renate Wolf-Forsthofer sowie ihre Kollegen Hans Wiesner und Josef Wintergerst nutzen dafür das vom Deutschen Caritasverband im Internet zur Verfügung gestellte Beratungsportal unter www.beratung-caritas.de . Betroffene können dort unter „Schulden“ und „Allgemeine soziale Probleme“ eine E-Mailberatung erhalten. Man gibt die Postleitzahl seines Wohnortes im Landkreis ein und registriert sich mit einem Benutzernamen und Passwort. Die Caritas-Fachkräfte, die für ihre neue zusätzliche Aufgabe eigens geschult wurden, beantworten Anfragen innerhalb von 48 Stunden. Wer keine Mailberatung will, aber die Caritas-Kreisstelle für eine reale Beratung sucht, findet deren Dienste über eine Adress-Suche. Ferner geben Antworten auf häufig gestellte Fragen erste Orientierungen: zum Beispiel auf „Wie darf ich mir Schuldnerberatung vorstellen?“, „Was kann ich bei drohender Energiesperre tun?“ oder „Was ist, wenn meine Waschmaschine kaputtgeht?“
„Wir sind ein großer Flächenlandkreis und haben deshalb Außenstationen in Beilngries und Kösching aufgebaut. Dennoch sind für viele Betroffene die Wege zu weit“, nennt Kreisstellenleiter Gerhard Bauer ein Grund für das neue Angebot. Zudem hofft er darauf, dass die Onlineberatung von Menschen genutzt wird, „für welche die Hemmschwelle, sich von Angesicht zu Angesicht auszusprechen, zu hoch ist“.
An die Berater Josef Wintergerst und Josef Wiesner haben sich bereits in letzter Zeit häufiger Hilfesuchende per E-Mail gewandt. „Das war aber datenschutztechnisch nicht sicher. Jetzt haben wir ein sicheres System mit einer besonderen Verschlüsselung“, erklärt Josef Wintergerst. Er geht davon aus, dass vor allem junge Menschen sowie Berufstätige, die tagsüber keine Beratungsstelle aufsuchen können, die neue Online-Chance nutzen.
Ferner weiß er aus Erfahrung, dass „die Sorge um Geld nicht phasenweise, sondern stoßweise auftritt. Abends findet jemand einen Brief des Gerichtsvollziehers vor und dann will er direkt etwas unternehmen.“ Wenn solche Betroffene dann ins Internet gehen, hofft Wintergerst, finden und nutzen sie nun das kostenlose und unverbindliche Online-Beratungsangebot der Caritas. Wintergerst und Wiesner wünschen sich, dass durch den schnelleren Kontakt so zum Beispiel noch mancher Privatinsolvenz vorgebeugt werden – und eine andere Lösung gefunden werden kann. Doch auch wenn eine reale Beratung bereits im Gang ist, kann nach ihrer Überzeugung der Online-Kontakt ergänzend hilfreich sein: „Der Klient kann uns zum Beispiel auf diesem Weg schon einmal einen Bescheid oder Haushaltsplan schicken, den wir uns vor einem Termin anschauen können. Oder wir können ihm per Mail schon bestimmte Hinweise geben: zum Beispiel wenn auf den ersten Blick ersichtlich ist, dass Miet-Nebenkosten einer Person mit Schuldenproblemen zu hoch sind“, erläutert Hans Wiesner.
Für Hilfesuchende bei allgemeinen sozialen Fragen kann sich Wiesner vorstellen, dass online zum Beispiel Fragen wie „Welcher Wohnraum ist für mich als Arbeitslosengeld II-Empfänger angemessen“ gut abgeklärt werden können. Natürlich gebe es aber auch komplexe Anliegen, für die eine reale Beratung sinnvoll oder sogar unentbehrlich ist. „Die Überprüfung eines Arbeitslosengeld II-Bescheides, zumal wenn er für eine ganze Familie ist, wäre allein auf dem Onlineweg schwierig“, nennt er ein Beispiel. Unbedingt nötig sei eine „Face-to-face“-Beratung dann, wenn die Caritas-Berater mit Gläubigern oder dem Gericht Kontakt aufnehmen und verhandeln müssen. „Damit Gläubiger uns als glaubwürdigen Partner respektieren, können sie zu Recht erwarten, dass wir die Schuldner kennen“, stellt Josef Wintergerst klar.
Onlineberatung habe also auch ihre Grenzen. Doch damit manche Betroffene überhaupt einen Zugang zu Beratung bekommen, stelle sie eine Chance dar. Auch könnten durch sie vielleicht schon „diffuse Ängste“ mancher Betroffener schnell beseitigt werden: zum Beispiel, wenn jemand fürchtet, aufgrund seiner Schulden ins Gefängnis zu kommen. „So etwas ist in Deutschland allein aufgrund von Schulden rechtlich nicht möglich und könnte zur Beruhigung online direkt mitgeteilt werden“, erklärt Josef Wintergerst.
Caritasberaterin Renate Wolf-Forsthofer sowie ihre Kollegen Hans Wiesner (rechts) und Josef Wintergerst bei der Kreisstelle Eichstätt helfen seit Anfang März auch online bei Schulden und allgemeinen sozialen Problemen weiter. Foto: Caritas/Esser