Knapp 50 Gläubige kamen zum ökumenischen Friedensgebet auf dem Eichstätter Residenzplatz. Foto: Caritas/Schödl
"Je länger der Krieg in der Ukraine dauert, desto mehr wird natürlich auch ein dauerhaftes Engagement hier zur Herausforderung. Ich finde es daher bewundernswert, dass dieses Friedensgebet hier seit Beginn des Überfalls über die ganze Zeit hinweg aufrechterhalten worden ist." Das sagte der Eichstätter Caritas-Pressereferent Peter Esser beim jüngsten ökumenischen Friedensgebet auf dem Eichstätter Residenzplatz vor knapp 50 Gläubigen und betonte: "Neben konkreter Hilfe bleibt die Möglichkeit, sich durch das Gebet für die Menschen in und aus der Ukraine einzusetzen."
"Schwerter zu Pflugscharen"
Esser machte darauf aufmerksam, dass im Garten des UNO-Hauptgebäudes in New York eine Bronze-Skulptur steht, die einen Mann zeigt, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet. Das Erstaunliche: Diese Skulptur war nicht etwa ein Präsent einer religiösen Gruppierung an die UNO. "Das hätte nahegelegen, stammt der Spruch ‚Schwerter zu Pflugscharen‘ doch aus den Büchern Micha und Jesaja im Alten Testament", so der Referent. Doch die Skulptur des Mannes, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet, wurde den Vereinten Nationen 1959 von der damaligen atheistisch geprägten Sowjetunion geschenkt. "Wie widersprüchlich muss es da erscheinen, dass ausgerechnet Russland - das Land, das sich in der Nachfolge der Sowjetunion sieht - seit eineinhalb Jahren einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt", kommentierte Esser.
Der Redner verwies auf seiner Meinung nach überzeugende Beispiele in der Geschichte, in der die Gesinnungsethik "Schwerter zu Pflugscharen", also Gewaltfreiheit, politisch erfolgreich zum Ausdruck kam: etwa bei Mahatma Gandhi, aber auch bei der friedlichen Revolution in der DDR 1989. Doch es gebe auch Situationen, so Esser, in denen es verantwortungsethnisch gerechtfertigt sei, Waffengewalt anzuwenden: "Bei Angriffskriegen, wie sie Hitler verübte oder eben jetzt auch Putin verübt, macht man sich beim Unterlassen von Gegengewalt vermutlich schuldiger als bei der Anwendung von Gewalt", meinte der Redner. Er erinnerte daran, dass deshalb bei einem Friedensgebet auf dem Residenzplatz auch der Spruch "Du sollst nicht töten lassen" geprägt wurde. Trotz nötiger Gegenwehr müsse es Ziel bleiben, zu Verhandlungen zu kommen, ohne die es keinen Frieden geben könne, so Esser.
"Jenseits der Politik ist es für uns als Christen und Menschen guten Willens moralische Verpflichtung, den Opfern in der Ukraine so gut wie möglich zu helfen", erklärte der Caritas-Pressereferent. Die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland sowie auch die Gläubigen im Bistum Eichstätt hätten dies bisher auch in durchaus beeindruckender Weise getan: "Beim Hilfswerk der deutschen Caritas "Caritas international" wurden im vergangenen Jahr allein 74 Millionen Euro für 25 Hilfsprojekte zugunsten der Ukraine zur Verfügung gestellt. Das ist mehr Geld, als bei Caritas international je zuvor nach einer Krise oder Katastrophe eingegangen ist", informierte Esser. Aus dem Bistum Eichstätt sei mit fast 570.000 Euro über die Hälfte aller Spenden für Caritas international an die vom Krieg Betroffenen in der Ukraine gegangen.
Der Caritas-Pressereferent erinnerte daran, dass im Bistum Eichstätt die von Caritas und Diakonie getragene Bahnhofsmission in Ingolstadt bereits wenige Tage nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Einsatz für Flüchtlinge aus dem Land war. "Die Ehrenamtlichen leisteten für diese am Gleis erste Hilfen und Orientierungen und schenkten einigen Kaffee und Tee aus. Es wurde auch ein Notdienst fürs Wochenende auf die Beine gestellt." In der Erziehungsberatungsstelle Nürnberg-Langwasser berät nach Mitteilung Essers eine aus der Ukraine stammende Psychologin geflüchtete Menschen. Vor allem sei aber die Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB) durch die Flucht von Menschen aus der Ukraine herausgefordert. "In Zusammenarbeit mit dieser engagieren sich an mehreren Orten auch Ehrenamtliche in beeindruckender Weise: Hilfe mit Kleidung für die Kinder sowie bei deren Einschulung, Begleitung zum Arzt, Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen, Organisieren von Dolmetschern für Fälle, in denen die Übersetzungs-App nicht ausreicht", erwähnte Esser Beispiele.
Jeden Mittwoch um 18 Uhr
Die katholische Stadtkirche mit Dompfarrer Josef Blomenhofer, die evangelische Erlösergemeinde mit Pfarrer Martin Schuler, das Collegium Orientale mit Rektor Oleksandr Petrynko und das Referat Weltkirche der Diözese Eichstätt mit Dr. Gerhard Rott veranstalten jeden Mittwoch um 18 Uhr auf dem Eichstätter Residenzplatz das ökumenische Friedensgebet für die Ukraine. Nach dem Auftrag der Bibel aus dem Römerbrief "Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!" wird das halbstündige Friedensgebet jeweils mit Gebeten, Liedern und einem Impuls von verschiedenen Rednern gestaltet.
Über Hilfen, aber auch über das Gebet für die Menschen in der Ukraine sprach Caritas-Pressereferent Peter Esser beim Friedensgebet. Geleitet wurde dieses von Dr. Gerhard Rott (hinten links) und Pfarrer Martin Schuler. Foto: Caritas/Schödl