Mehr
und zügige Verbesserungen, um mehr Fachkräfte in der Altenpflege gewinnen zu können,
fordert der Caritasverband für die Diözese Eichstätt von Politik und
verantwortlichen Behörden. „Wir laufen voll in den Pflegenotstand hinein“,
erklärt und warnt die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt
verantwortliche Abteilungsleiterin Hedwig
Kenkel
.
Nach
Mitteilung von Frau
Kenkel
gibt es derzeit im
Caritas-Seniorenheim St. Pius in Ingolstadt einen Aufnahmestopp für neue
Bewohnerinnen und Bewohner, weil dort die gesetzliche Fachkraftquote von 50
Prozent nicht erfüllt werden könne. Dadurch könnten fünf Plätze nicht belegt
werden. Letztes Jahr habe es auch einen Aufnahmestopp in den Alten- und
Pflegeheimen der Caritas in
Ingolstadt-Gerolfing
und
Gaimersheim gegeben, „den wir durch Umbesetzungen innerhalb unserer
verschiedene Caritaseinrichtungen Gott sei Dank wieder aufheben konnten“. Doch
die Entwicklung sei besorgniserregend – im stationären wie im ambulanten Bereich:
„Auch die Caritas-Sozialstation Ingolstadt sucht händeringend Fachkräfte. Der
Markt ist abgegrast“, so die Caritas-Abteilungsleiterin. Nach einer Statistik
sind in den 19 Caritas-Seniorenheimen im Bistum knapp 190 Pflegehelferinnen und
–
helfer
und damit knapp 20 Prozent 55 Jahre alt oder
älter und werden in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Doch nicht
nur ältere Mitarbeiter gehen verloren. Dem Referatsleiter Personal des Caritasverbandes,
Michael Zierer, zufolge lag die Fluktuationsrate in den Jahren 2011/2012 in den
Häusern bei rund zehn Prozent. „Immer wieder gehen Pflegende in Mutterschutz,
wechseln den Wohnort oder hören auch auf, weil sie den Belastungen in diesem
körperlich wie psychisch anstrengenden Beruf nicht gewachsen sind“, erklärt Zierer.
Umlageverfahren für nicht
ausbildende Einrichtungen einführen
Um
mehr Anreize für die Gewinnung neuer Pflegekräfte zu schaffen, fordert der
Caritasverband, dass die beabsichtigte Abschaffung des Schulgeldes für
Auszubildende schnell umgesetzt wird. „Es gibt kaum Ausbildungsberufe, bei denen
dieses entrichtet werden muss. Dass es das ausgerechnet dort gibt, wo dringend
Fachkräfte benötigt werden, macht keinen Sinn“, meint Hedwig
Kenkel
. Für noch wichtiger hält sie es aber, dass auch in
Bayern wie in einigen anderen Bundesländern ein Umlageverfahren eingeführt
wird, nach
dem
Pflegeeinrichtungen, die nicht ausbilden,
mit einer Abgabe jene fördern, die ausbilden. „Das wäre nicht nur gerecht,
sondern auch wirklich
ausbildungsfördernd
.“ Des
Weiteren müsse es aus der Pflegeversicherung Vergütungen für die Ausbildung von
Pflegefachkräften für gesetzlich geforderte Zusatzausgaben geben: zum Beispiel
zu Hygiene- oder Arbeitsschutzbeauftragten. Erfreut ist die
Caritas-‚Abteilungsleiterin darüber, dass an der Eichstätter Berufsfachschule
für Altenpflege nun wieder eine Teilzeitausbildung für „lebenspraktisch
erfahrene Frauen und Männer“ angeboten wird. „Das müssen aber noch viel mehr
Schulen möglichst schon zum neuen Ausbildungsjahr ab Herbst dieses Jahres tun.“
Politik und Behörden sollten zügig Voraussetzungen schaffen, dass die vor allem
auch von ihnen initiierte „Ausbildungs- und Qualifizierungsoffensive
Altenpflege“ schnell umgesetzt werden kann. Ferner müsse der Staat durch eine
höhere Pflegestufenvergütung dafür sorgen, dass Pflegekräfte besser bezahlt
werden können. „In der Caritas sind die tariflichen Löhne zuzüglich
Zusatzversorgung und anderer Leistungen zwar vergleichsweise gut, aber für
einen harten Beruf sollten sie noch attraktiver werden“, so
Personalreferatsleiter Zierer.
Ziel ist, Anzahl der
Auszubildenden in fünf Jahren zu verdoppeln
Der
Caritasverband Eichstätt selbst hat eine Arbeitsgruppe von verantwortlichen
Mitarbeitern aus den Bereichen Pflege und Personal gegründet. Sie verfolgt
unter anderem das Ziel, die Anzahl der Auszubildenden in den 19
Caritas-Seniorenheimen innerhalb von fünf Jahren zu verdoppeln. Derzeit gibt es
dort 66 „Azubis“. Um Pflegende stärker zu fördern, wird an einem „Betrieblichen
Gesundheitsmanagement“ gearbeitet. „Es geht darum, Arbeitsbedingungen familienfreundlicher
zu gestalten oder auch Hilfsmittel zur Entlastung im Arbeitsalltag, zum
Beispiel Aufstehhilfen, vermehrt zur Verfügung zu stellen“, nennt Michael
Zierer Beispiele. Um Pflegekräften mehr attraktive Arbeitsplätze und
Flexibilität in ganz Bayern zu ermöglichen, hat sich der Caritasverband
Eichstätt zudem mit den anderen sechs Diözesan-Caritasverbänden im Freistaat in
einer Arbeitsgruppe Personalmarketing zusammengeschlossen.