Die Aktion "Suchtmeile" bot ein offenes, niedrigschwelliges Programm für Jugendliche, Erwachsene, Familien und Fachkräfte gleichermaßen. Foto: PSAG Suchtarbeitskreis
Drogenkonsum und Suchtverhalten betreffen längst nicht mehr nur Randgruppen. Immer stärker geraten sowohl Jugendliche als auch Erwachsene in riskante Konsummuster - mit erheblichen Folgen für Gesundheit, Familie, Schule und Arbeitsleben. Auch im Landkreis Neumarkt zeigt sich diese Entwicklung deutlich. "Wir erleben die Auswirkungen überall: in Familien, in der Schule und auch im Arbeitsumfeld", betont Susanne Schmid, Trainerin der Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumierenden (FreD). Besonders beunruhigend sei der Trend, dass Jugendliche immer häufiger verschiedene Substanzen kombinieren - ein Risiko, das oft unterschätzt und zu leicht abgetan werde.
Über Risiken und Hilfen informiert
Um dem entgegenzuwirken und umfassend über Risiken, Hilfen und Präventionsmöglichkeiten zu informieren, lud der Suchtarbeitskreis der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) am vergangenen Samstag zur öffentlichen Veranstaltung "Suchtmeile - Hinschauen statt Wegsehen" ein. Von 10:00 bis 16:00 Uhr bot die Aktion ein offenes, niedrigschwelliges Programm - für Jugendliche, Erwachsene, Familien und Fachkräfte gleichermaßen.
Viele Jugendliche nutzten die Gelegenheit, am FreD-Quiz teilzunehmen und sich spielerisch über Substanzen, Risiken und rechtliche Hintergründe zu informieren. Gleichzeitig suchten sie aktiv das Gespräch mit Streetworkerinnen, die mit viel Erfahrung und Offenheit Fragen beantworteten und Unterstützungsmöglichkeiten aufzeigten.
Ein besonderes Highlight war der Rauschparcours: Mit speziellen Rauschbrillen vom Gesundheitsamt konnten Besucherinnen und Besucher erleben, wie stark Alkohol oder Drogen Orientierung, Gleichgewicht und Reaktionsfähigkeit beeinträchtigen. Viele zeigten sich überrascht - und teils schockiert - wie deutlich sich Unsicherheit, Schwindel und Orientierungslosigkeit körperlich bemerkbar machten.
Bewegende Lebensgeschichte
Neben den interaktiven Angeboten sorgte insbesondere die bewegende Lebensgeschichte einer Klientin für tiefgehende Eindrücke. Offen schilderte sie ihren Weg durch die Sucht - und wie schwer es sein kann, den Strudel aus Abhängigkeit, Scham und Rückschlägen zu durchbrechen. Ihre Worte machten vielen deutlich, wie ernst und belastend ein solcher Lebensweg sein kann - und wie wichtig echte Unterstützung ist.
Zudem kamen zahlreiche Besucherinnen und Besucher mit den Anonymen Alkoholikern (AA) und dem Freundeskreis ins Gespräch. Viele nutzten die Chance, Fragen zu stellen, Erfahrungen auszutauschen oder einfach zuzuhören. Das offene und wertschätzende Miteinander machte deutlich, wie wichtig Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige sind.
Vor Ort waren außerdem Fachkräfte der Suchtberatung der Diakonie NAH, der Psychologischen Beratungsstelle der Caritas für Eltern, Kinder und Jugendliche, die Streetworkerinnen, das Gesundheitsamt und weitere Partner des Hilfesystems vertreten.
Die zentrale Botschaft des Tages lautete: Sucht kennt viele Wege - aber auch viele Wege heraus. Prävention, Aufklärung und Hilfe entstehen am besten gemeinsam - niedrigschwellig, offen und ohne Berührungsängste.