24 Auszubildende aus fünf Caritas-Seniorenheimen nahmen zusammen mit Caritas-Verantwortlichen am ersten regionalen Pflege-„Azubitag“ in Eichstätt teil. Foto: Caritas/Peter Esser
"Sie sind unsere Zukunft! Ohne Sie würde es hier irgendwann aufhören." Mit diesen Worten machte der für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiter, Norbert Bittner, beim ersten regionalen Pflege-"Azubitag" gestern im Seniorenheim St. Elisabeth in Eichstätt 24 Auszubildenden aus fünf Caritas-Seniorenheimen klar, welche Bedeutung sie haben. Die zum Großteil jungen Menschen - ganz überwiegend mit Migrationshintergrund - werden in den Einrichtungen in Eichstätt, Gaimersheim, Greding, Ingolstadt und Weißenburg ausgebildet. Sie waren gemeinsam mit ihren Praxisanleiterinnen und -leitern sowie Pflegedienstleitungen ins Caritas-Seniorenheim Eichstätt gekommen.
Fachlich, aber auch persönlich weiterentwickeln
Caritasdirektor Alfred Frank wünschte den Auszubildenden, dass sie nicht nur fachliche Kenntnisse erwerben, sondern auch wertvolle persönliche Erfahrungen machen. Foto: Caritas/Peter Esser
Caritasdirektor Alfred Frank sagte in einer kurzen Ansprache, er wünsche den Nachwuchskräften, "dass Sie nicht nur neue fachliche Kenntnisse erwerben, sondern sich auch persönlich weiterentwickeln in der Begegnung mit den Menschen". Und er ergänzte: "Herzlich willkommen in der ‚Caritasfamilie‘." Diese stellten ihnen an dem Tag der stellvertretende Caritasdirektor Andreas Steppberger, Norbert Bittner und dessen Stellvertreter Christian Hillebrand näher vor. Bittner zeigte ihnen zunächst das rote Caritaslogo und das bunte Caritas-Flammenkreuz mit dem Caritas-Leitspruch "Not sehen und handeln". Caritas stehe gleichermaßen für Nächstenliebe, organisierte Hilfe und den sozialen Auftrag der katholischen Kirche.
Der Caritas-Verantwortliche überraschte die Auszubildenden mit der Information, "dass es in Deutschland über 739.000 hauptamtliche Caritas-Mitarbeitende gibt, die insgesamt rund zwölf Millionen Menschen betreuen und versorgen". Bei der Caritas im Bistum Eichstätt seien - einschließlich der rechtlich selbständigen, aber vom Caritasverband in der Diözese beratenen Caritas-Sozialstationen - knapp 4.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig - davon alleine gut 1.800 in den Seniorenheimen und fast 1.000 in den Sozialstationen. In den Seniorenheimen hätten dieses Jahr 81 neue Auszubildende die Arbeit aufgenommen: 36 wollen Pflegefachmänner und -frauen werden, 42 Pflegefachhelferinnen und -helfer sowie drei Köche. "70 Prozent sind weiblich, aber die Männer holen auf", informierte Bittner.
Während Christian Hillebrand die Abteilung "Pflege und Wohnen" - die vor allem für die 20 Caritas-Seniorenheime tätig ist " - näher präsentierte, stellte Andreas Steppberger den "Azubis" die anderen Bereiche im Caritasverband vor: insbesondere die sieben Caritas-Kreisstellen mit ihren vielfältigen sozialen Beratungsangeboten, die fünf Erziehungsberatungsstellen, davon drei in gemeinsamer Trägerschaft mit der Diakonie, sowie die großen Einrichtungen Caritas-Kinderdorf Marienstein in Eichstätt und Caritas-Zentrum St. Vinzenz und Caritas-Wohnheime sowie Werkstätten in Ingolstadt.
Norbert Bittner und Christian Hillebrand vermittelten den Pflege-"Azubis", dass ihr ausgewählter Beruf mehrere Eigenschaften erfordere. Denn als Pfleger sei man gleichzeitig Arzt, Animateur, Koch, Künstler, Bodyguard, Feuerwehr und Seelsorger. "Leben und Arbeiten im Seniorenheim ist vielseitig wie das Leben selbst", brachte es Bittner auf den Punkt.
Mehr Möglichkeiten in Deutschland
Unter den 24 Auszubildenden war beispielsweise die die aus Indien kommende 21-jährige Anjanamol Benny. Sie absolviert seit September dieses Jahres im Caritas-Seniorenheim Gaimersheim die dreijährige generalistische Ausbildung zur Pflegefachfrau. Zuvor hatte sie dort schon einen Bundesfreiwilligendienst geleistet, "in dem ich erste Erfahrungen in der Pflege sammeln konnte", so die junge Frau. Der habe ihr so gut gefallen, dass sie sich zu der Pflegeausbildung entschloss. Ihre Mutter arbeitete in Indien auch in der Pflege und sie selbst war dort beim Roten Kreuz tätig. "Ich möchte Menschen helfen", erklärte Anjanamol Benny ihre Motivation. Am liebsten macht sie mit den Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenheims Spiele oder Spaziergänge und liest sie ihnen Geschichten vor. "In Deutschland gibt es mehr Möglichkeiten als in meinem Heimatland. Deshalb möchte ich mich hier weiterentwickeln." Ihre Praxisanleiterin Silvia Trautmann sieht sie dabei auf einem guten Weg: "Anjanamol ist sehr engagiert. Sie hat schon eine erste Arbeitsprobe gehabt und diese mit 1,0 bestanden."
Auch die 27-jährige Feriel Ben Romdhane ist von Tunesien nach Deutschland gekommen, weil es in ihrem Herkunftsland "nicht so viele Chancen gibt, in der Pflege zu arbeiten wie hier". Dort brauche man ein sehr gutes Abitur und müsse dafür fünf Jahre studieren. Im Caritas-Seniorenheim St. Pius in Ingolstadt redet sie gerne mit den Seniorinnen und Senioren, lässt sich aber ebenso gerne auf die ganze Arbeit der Grundpflege ein, zum Beispiel auf das Waschen von Bewohnerinnen und Bewohnern. Ihr Landsmann Ahmed Cherni, ebenfalls 27, absolviert derweil eine dreijährige Ausbildung zum Koch im Caritas-Seniorenheim Greding. Er arbeitete schon in Restaurants in Tunesien, sieht aber in Deutschland bessere Möglichkeiten, "eine gute Karriere zu machen". Er hat sich aber bewusst für eine Ausbildung in einem Seniorenheim entschieden, "um den alten Menschen mit einem guten Essen etwas Gutes zu tun. Ich freue mich, wenn ich deren Zufriedenheit in ihren Augen sehe", erzählte Ahmed Cherni. Einer von wenigen Auszubildenden, die aus Deutschland kommen, ist der 25-jährige Leonardo Boonlar. Er absolviert im Caritas-Seniorenheim St. Pius in Ingolstadt zunächst die einjährige Ausbildung zum Pflegefachhelfer, will daran aber die dreijährige Ausbildung zum Pflegefachmann anschließen. "Ich helfe gerne alten Menschen, möchte aber auch einen sicheren Arbeitsplatz haben", sagte er.
Eindrücke über Mentimeterabfrage
Bei einer Mentimeter-Abfrage konnten die Auszubildenden mit ihrem Handy verschiedene Fragen beantworten. Auf die Frage "Wieso hast du dich entschieden, bei der Caritas zu arbeiten?" antworteten sie zum Beispiel "Um alte Menschen kümmern", "Weiterentwicklung" und "großer Arbeitgeber". Auf die Frage, was ihnen bisher am meisten Spaß gemacht hat, kamen unter anderem Antworten wie "Praxiserfahrungen sammeln", "Neues lernen" und "Geschichten zuhören". Als größte Herausforderungen wurden zum Beispiel "Zeitdruck", "der Tod nahestehender Bewohnerinnen und Bewohner" und "Dokumentation" genannt. Zum Abschluss des Tages feierten die "Azubis" zusammen mit den Caritas-Verantwortlichen einen Wortgottesdienst in der Kapelle des Seniorenheimes, für den sie selbst Fürbitten formulierten. Auch in den Caritas-Seniorenheimen in Neumarkt und Nürnberg-Altenfurt haben regionale Pflege-"Azubi"-Tage stattgefunden.