Die Offenen Hilfen des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt laden heuer Menschen mit Behinderung und alle Interessierten ein, durch eine rote offene Tür zu ihren Mitarbeitenden hereinzukommen. Diese symbolisiert das Motto der bundesweiten Caritas-Jahreskampagne „Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen“. Foto: Caritas/Maria Weber
"Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen", lautet das Motto der diesjährigen bundesweiten Caritaskampagne. Auf kaum einen anderen Caritasbereich trifft dieses Motto so zu wie auf die Offenen Hilfen des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt mit ihren sieben Angeboten "Offene Behindertenarbeit", "Ambulant begleitetes Wohnen", "Familienunterstützender Dienst", "Persönliches Budget", "Pflegeberatung", "Angebote für Geschwisterkinder" und "Hilfe zur sozialen Teilhabe". Um sichtlich darauf aufmerksam zu machen, wurde in den Räumlichkeiten der Offenen Hilfen eine rote offene Tür gestaltet.
Dienste starteten 1987 mit der OBA
Am Anfang der Offenen Hilfen von St. Vinzenz stand die Offene Behindertenarbeit (OBA), die 1987 ins Leben gerufen wurde. Sie löste in Ingolstadt das Freizeitwerk ab, das Elterngruppen bereits 1978 gegründet hatten, um erstmals Sport für Menschen mit geistiger Behinderung anzubieten. Die OBA hat heute rund 180 Klientinnen und Klienten, 54 ehrenamtliche Mitarbeitende und acht Hauptamtliche in Voll- und Teilzeit. Der Dienst hat eine Vielzahl von niederschwelligen Angeboten für Betroffene, Eltern, Angehörige und Freiwillige entwickelt. Diese reichen von Tages- und Abendveranstaltungen über Offene Treffs, Ferienfreizeiten, Bildungs- und Sportangeboten über Beratung sowie die Vermittlung an andere Dienste bis hin zu Netzwerkarbeit mit anderen Organisationen, um Inklusion voranzutreiben. Nach Mitteilung des Einrichtungsleiters von St. Vinzenz, Heinz Liebhart, ist die OBA die Reaktion auf ein Umdenken in den Siebziger- und Achtzigerjahren. "Die Behindertenbewegung forderte mehr Selbstbestimmung und die Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Dies führte zur Entwicklung von Konzepten der offenen Behindertenarbeit", so Liebhart. Cornelia Eichlinger, Leiterin der Offenen Hilfen, fügt hinzu: "Und aus der OBA wiederum sind gewissermaßen alle anderen Dienste hervorgegangen, weil sich dort deren Notwendigkeit oder Sinnhaftigkeit zeigte."
Im Jahr 2006 - als die OBA offiziell in Offene Hilfen umbenannt wurde - öffnete das Caritas-Zentrum die Tür für das Ambulant begleitete Wohnen. "Dieses Wohnkonzept wurde entwickelt, um den Bedürfnissen und Wünschen von Menschen mit Behinderung gerecht zu werden, die nicht in stationären Einrichtungen leben möchten, sondern in ihrem eigenen Wohnumfeld bleiben wollen", informiert Liebhart. Diese aufsuchende Arbeit, die vor allem Heilerziehungspflegende und Erzieherinnen sowie Erzieher leisten, bietet ein breites Spektrum an Hilfestellungen. "Unsere Mitarbeitenden begleiten Betroffene zum Beispiel beim Einkaufen, zu Ärzten sowie Behörden und leiten sie zum selbstständigen Wohnen an", so Cornelia Eichlinger. Derzeit nehmen 25 Menschen mit Beeinträchtigung dieses Angebot wahr. Um sie kümmern sich zwölf Fachkräfte. Ebenfalls 2006 erhielten die Offenen Hilfen die Zulassung für den Familienunterstützenden Dienst (FUD). Hier unterstützen momentan 23 Ehrenamtliche 26 Menschen mit Einschränkungen entweder im häuslichen Umfeld oder bei der Freizeitgestaltung. "Zum Beispiel unternehmen sie mit den Betroffenen Ausflüge und entlasten damit ihre Familienangehörigen", so Cornelia Eichlinger.
Etwa um dieselbe Zeit wurde das persönliche Budget eingeführt. "Dieses ermöglicht es Menschen mit Behinderungen, selbst zu entscheiden, welche Unterstützungsleistungen sie benötigen und wie sie diese in Anspruch nehmen möchten. Dies steht im Einklang mit dem Prinzip der Selbstbestimmung, das in der UN-Behinderungskonvention verankert ist", erklärt Heinz Liebhart. Vier Mitarbeitende leisten hier Assistenz zur eigenständigen Alltagsbewältigung, zur Teilhabe am gemeinschaftlichen und kulturellen Leben und ambulante Hilfe zur Pflege. Dazu gehören zum Beispiel Haushaltsführung, körperbezogene Pflege- und pflegerische Betreuungsmaßnahmen. Momentan wird dieses Angebot allerdings nur von einem Klient von St. Vinzenz in Anspruch genommen. Heinz Liebhart betont deshalb, "dass bei diesem Dienst die Türen für jeden Menschen mit Behinderung offenstehen und wir Interessierte dazu gerne beraten".
Auch Hilfen für Geschwister von Kindern mit Behinderung
Pflegeberatung leisten die Offenen Hilfen von St. Vinzenz seit 2023. Diese leistet eine Mitarbeiterin derzeit bei 23 Klientinnen und Klienten mit Behinderung und einem Pflegegrad. Sie kommt dafür zu den Betroffenen nach Hause. Ebenfalls seit dem Jahr 2023 gibt es bei den Offenen Hilfen Angebote für Geschwister von Kindern mit Behinderung. "Kinder ohne Behinderung müssen oft in der Familie zugunsten des behinderten Kindes zurückstecken. Hierdurch entstehen häufig nicht nur Konflikte, sondern auch eine psychische Belastung der ganzen Familie. Ziel ist es, den Geschwisterkindern Raum für Wut, Trauer und Gespräche zu geben", berichtet Cornelia Eichlinger. Nach ihrer Information betreut derzeit eine Sozialpädagogin in diesem Dienst neun Kinder ohne Behinderung. Finanziert wird das Angebot durch Spenden. Außerdem helfen Ehrenamtliche bei dem Projekt mit.
Ein ganz neues Angebot, das in diesem Jahr bei den Offenen Hilfen von St. Vinzenz startete, ist die Hilfe zur sozialen Teilhabe. Hierbei leisten haupt- sowie ehrenamtliche Hilfskräfte "Freizeitassistenz". Sie fahren Menschen mit Behinderung zum Beispiel zu Konzerten, zu denen diese gehen möchten. Da sich der Dienst noch im Aufbau befindet, erklärt Cornelia Eichlinger, "dass gerade für diesen unsere Türen geöffnet sind und jeder zu uns kommen kann."
Wer mehr über die Dienste der Offenen Hilfen des Caritas-Zentrums St. Vinzenz sowie die Finanzierung der Leistungen wissen möchte, kann sich wenden an Cornelia Eichlinger, Telefon 0841 953996-550, E-Mail: offene.hilfen@caritas-ingolstadt.de . Die Offenen Hilfen befinden sich im Donau-City-Center in der Schillerstraße 2 in Ingolstadt.