Der frühere Verwaltungsleiter des Caritas-Zentrums St. Vinzenz, Ludwig Wittmann, packte stets selbst bei den Bananenkistenaktionen mit an. Foto: Caritas/Peter Esser
22 Jahre lang wurden insgesamt rund 4.000 Bananenkisten in Sattelschleppern für arme Menschen in Bosnien-Herzegowina gestapelt und transportiert. Foto: Alois Wittmann
In den vergangenen Jahren haben um diese Zeit immer wieder viele Menschen in der Region Eichstätt/Ingolstadt fleißig Bananenkisten gepackt, die dann vor Weihnachten zu sozial bedürftigen Menschen nach Bosnien-Herzegowina transportiert wurden. Und bei vielen ist nach wie vor die "Bananenkistenaktion" ein Begriff. Diese Aktion fand seit dem Jahr 2001 22-mal statt. Doch bereits seit vergangenem Jahr ist Schluss damit - sehr zum Bedauern von Ludwig Wittmann, dem früheren Verwaltungsleiter des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt, der hier vor Ort maßgeblich die Hilfsaktion organisiert hatte. Grund für das Ende ist, dass der Herz-Jesu-Missionar Konrad Huber aus Halbergmoos aus Altersgründen keine Sattlerschlepper mit Hilfsgütern mehr nach Bosnien-Herzegowina fährt. "Wir sind natürlich einerseits traurig, dass dieses Projekt nun nicht mehr durchgeführt werden kann, aber andererseits auch dankbar, dass wir mit der Aktion über so einen langen Zeitraum vielen Menschen helfen konnten", erklärt Wittmann.
Dieser hatte im Jahr 2001 mit seinen früheren Kollegen Gerhard Doleschal und Harald Suppmann in der Region Eichstätt/Ingolstadt die Bananenkistenaktion ins Leben gerufen. Seitdem sind laut Wittmann rund 4.000 Bananenkisten gefüllt mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Süßigkeiten stets vor Weihnachten in das osteuropäische Land transportiert worden.
Langjähriges Engagement
An mehreren Orten in Bosnien luden Ehrenamtliche die Bananenkisten ab. Foto: Stipo Knezevic
Die Caritas-Mitarbeiter hatten bereits zur Zeit der Jugoslawienkriege von 1991 bis 1995 und auch danach häufiger Hilfslieferungen nach Kroatien und Bosnien gebracht: unter anderem in Einrichtungen, die wie St. Vinzenz für Menschen mit geistiger Behinderung da sind. Sie taten dies zunächst in einem Kleinbus und später mit Unterstützung des Diözesan-Caritasverbandes Eichstätt auch mit Sattelschleppern. Nach dem Bosnienkrieg erfuhren sie vom langjährigen Engagement des Herz-Jesu-Missionars Konrad Huber aus Hallbergmoos. Dieser hat mittlerweile Lieferungen von über 260 Sattelschleppern nach Bosnien gefahren: zum Beispiel mit hier ausrangierten Pflegebetten, Rollstühlen, Rollatoren, Hygieneartikeln und nicht mehr gebrauchtem, aber noch gut verwendbarem Mobiliar - unter anderem für Altenheime vor Ort. Die Güter aus dem Bistum Eichstätt waren überwiegend von der Stadtverwaltung Eichstätt organisiert worden.
Da kam bei Wittmann und seinen Mitstreitern die Idee auf, den Menschen in Bosnien vor Weihnachten eine besondere Freude zu machen. Sie animierten zahlreiche Bürgerinnen und Bürger über das Anzeigenblatt iz Regional, bestimmte Lebensmittel und Süßwaren in stabilen Bananenkisten zu verpacken und diese bis spätestens zum Nikolaustag bei Caritasstellen in der Region abzugeben. Für diese Aktion engagierten sich auch stark die Stadtverwaltung Eichstätt - hier vor allem Wittmanns Bruder Alois -, Betreute und Mitarbeitende aus St. Vinzenz sowie die Freiherr-von-Ickstatt-Realschule Ingolstadt. An dieser Schule fanden ab und zu "Social Events" mit Blaskapellenmusik statt, bei denen unter anderem Schülerinnen und Schüler aus Bosnien über die Situation in ihrem Heimatland informierten.
Gefördert wurden die Bananenkistenaktionen bis zuletzt auch vom Diözesan-Caritasverband Eichstätt: nicht zuletzt dadurch, dass dieser seine Zentrale in Eichstätt und den Caritas-Markt in Gaimersheim als Sammelstellen zur Verfügung stellte. Von dort holte entweder Pater Huber die Kisten selbst ab oder Wittmann und Kollegen fuhren sie nach Hallbergmoos, wo der Sattelschlepper nach Bosnien startete.
Not nach wie vor groß
Die mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und Süßigkeiten gefüllten Kisten kamen sozial bedürftigen Menschen zugute. Foto: Stipo Knezevic
Neben viel Lob für die Bananenkistenaktion gab es auch vereinzelt Kritik daran. Manche meinten, Bosnien sollte über 25 Jahre nach dem Krieg auf eigenen Beinen stehen. Doch Wittmann hat sich bei eigenen Besuchen vor Ort immer wieder davon überzeugt, "dass die Not vor Ort nach wie vor groß ist. Viele junge Akademiker haben das Land verlassen, die dem Land fehlen." Und er ergänzt: "Etliche Menschen wohnen in ärmlichen Verhältnissen, sind arbeitslos oder leben von wenig Rente, und das Sozialsystem ist mit unserem nicht vergleichbar."
So war die Bananenkistenaktion für Ludwig Wittmann sowie die zahlreichen Spenderinnen und Spender vor allem ein Zeichen der Solidarität und Mitmenschlichkeit. "Ein solches Zeichen brauchen die Menschen in Bosnien: ob Katholiken, orthodoxe Christen, Sinti und Roma oder Moslems." Für Wittmann war es sehr wichtig, "dass wir armen Menschen so wirklich helfen konnten".
Auch wenn es keine Bananenkistenaktionen mehr gibt, kann weiterhin für die Menschen in Bosnien Geld gespendet werden. Von dem Spendengeld werden vor Ort zum Beispiel Lebensmittel, Hygieneartikel und andere Waren für sozial bedürftige Personen oder Familien eingekauft. Überweisungen können auf folgendes Konto des Caritasverbandes erfolgen: LIGA Bank Eichstätt, IBAN: DE94 7509 0300 0107 6173 13, BIC: GENODEF1M05. Stichwort: Bosnienhilfe.