Die Herausforderung „inklusive Bildung“ sowie aktuelle gesellschaftliche und gesetzliche Entwicklungen sind Themen bei der Träger- und Leiterinnenkonferenz der katholischen Kindertageseinrichtungen gewesen, die am Dienstagnachmittag im Eichstätter Stadttheater stattfand. Rund 150 Verantwortliche aus Kitas des Bistums nahmen daran auf Einladung des zuständigen Fachreferates des Caritasverbandes Eichstätt teil.
Das Caritasreferat hatte Prof. Dr. Andrea Platte vom Institut für Kindheit, Jugend und Familie und Erwachsene der Fachhochschule Köln zum Vortrag „Inklusive Pädagogik in der Kita – Aufforderung zum Perspektivenwechsel“ eingeladen. Die Referentin betonte, dass es sich bei dieser Herausforderung nicht um eine Idee handele, „die sich jemand bei uns ausgedacht hat, sondern um einen Gedanken, der international vernetzt ist“ und verwies auf die auch von Deutschland unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention. Ziel sei ein selbstverständliches „Willkommenheißen von Verschiedenheit“.
Caritas-Fachreferat erstellte Arbeitshilfe
Inklusive Bildung verlangt laut Frau Prof. Platte aber nicht nur, dass verschiedene Menschen – zum Beispiel mit Behinderung oder mit Migrationshintergrund – in einer Einrichtung dabei sind, sondern auch, dass sie teilhaben, wertgeschätzt und nach ihren Möglichkeiten lernen können. In der Didaktik in Kindertageseinrichtungen solle es daher selbstverständlich sein, „dass Bilder von allen Kindern aufgehängt werden und nicht nur die ausgereiften“, nannte sie ein Beispiel. Grundsätzlich dürften Einrichtungen nicht mehr die Frage stellen, ob ein Kind für eine Aufnahme geeignet ist, sondern müssten sich damit beschäftigen, wie die Einrichtung sich auf die Bedürfnisse des Kindes einstellen kann.
Dafür stellte Caritasmitarbeiterin Miriam Möller einen Ordner „Arbeitshilfe Inklusion“ vor, den das Caritasreferat für die katholischen Tagesstätten erstellt hat. In diesem Ordner, der den Verantwortlichen ausgehändigt wurde, werden vielfältige Aspekte für „Teilhabe für alle“ in Kindertageseinrichtungen beschrieben. Erläutert wird darin zum Beispiel Rechtliches von der UN-Behindertenkonvention bis zu „barrierefreiem Bauen“ oder Pädagogisches über die Vorbereitung und Aufnahme eines behinderten Kindes: vom Erstgespräch mit den Eltern, den Kennenlerntag, die meist längere Eingewöhnungszeit bis zur individuellen Entwicklungsplanung. Leitfragen, die in der Mappe gestellt werden, lauten unter anderem: Sind die Räume groß genug und barrierefrei zu erreichen? Ist das Personal bereit, die zusätzlichen und aufwendigen Pflegeleistungen zu erbringen? Wie können Fachdienste sinnvoll in den Tagesablauf integriert werden?
Über inklusive Bildung in Kindertageseinrichtungen hielt Prof. Dr. Andrea Platte aus Köln einen Vortrag im Stadttheater Eichstätt. Fotos: Caritas/Esser
Caritasreferatsleiterin Edith Schmitz setzte sich in einem Vortrag über gesetzliche Neuerungen unter anderem kritisch mit der neuen zusätzlichen Leistung „Qualitätsbonus Plus“ des Freistaats von 53,69 Euro pro Kinderbetreuungsplatz in Einrichtungen auseinander. Dieser Bonus wird vom Freistaat bezahlt, wenn auch die Kommune denselben Anteil beisteuert und die zusätzlichen Mittel zur Qualitätsverbesserung eingesetzt werden. „Das wird von den Kommunen allerdings sehr unterschiedlich gehandhabt. Manche zahlen das selbstverständlich, andere nicht. Und manche verlangen Qualitätsnachweise, wofür der Bonus eingesetzt wird, andere nicht“, so Edith Schmitz. Sie machte zudem darauf aufmerksam, dass Asylbewerberkinder ab Vollendung des ersten Lebensjahres einen Anspruch auf einen Betreuungsplatz haben, „wenn ein gewöhnlicher und nicht nur vorübergehender Aufenthalt begründet ist“ – wie zum Beispiel in einer Gemeinschaftsunterkunft. Deren Eltern könnten beim Kreisjugendamt einen Antrag auf Kostenübernahme bis zu sechs Stunden täglich stellen. „In der Krippe erfolgt allerdings in der Regel keine Übernahme der Elternbeiträge“, informierte Edith Schmitz. Darüber brachten Teilnehmende an der Tagung Unverständnis zum Ausdruck.
Besorgt über geringen Anteil an Berufspraktikanten
Nach Mitteilung von Edith Schmitz gibt es derzeit 187 katholische Kindertageseinrichtungen in der Diözese Eichstätt: 178 Kindergärten, 76 Kinderkrippen und 31 Horte. Stark zugenommen habe der Anteil von jetzt 182 Kindern, die eine Behinderung haben oder davon bedroht sind. Insgesamt seien 1.679 Mitarbeitende in den Einrichtungen tätig, davon 835 Fachkräfte. Die Caritasverantwortliche zeigte sich besorgt darüber, dass der Anteil der Berufspraktikanten mit derzeit 26 sehr niedrig sei. „Hier müssen wir Lösungen finden“, meinte sie im Hinblick auf die Schwierigkeit, in Zukunft genügend geeignetes Personal zur Verfügung zu haben.
Rund 150 Trägervertreter und Leiterinnen von katholischen Kindertageseinrichtungen kamen zu einer Konferenz auf Einladung des zuständigen Caritas-Fachreferates.