Ihr 50-jähriges Jubiläum feiert dieses Jahr die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Deren Geschichte ist wesentlich mit ihrem ersten Leiter Josef Hollacher verbunden. Der heute 78-jährige Ingolstädter hatte 1959 zunächst auf Bitte des früheren Eichstätter Bischofs Kardinal Joseph Schröffer das Katholische Volksbüro in Ingolstadt übernommen. Dort startete er einen sozialen Beratungsdienst für die gesamte Diözese Eichstätt mit Außensprechstunden in Neumarkt, Heilsbronn und Herrieden. Mit der Einführung des Jugendwohlfahrtsgesetzes 1961 und des Bundessozialhilfegesetzes 1962 sollte ein differenziertes Beratungsangebot aufgebaut werden. Der ehemalige Caritasdirektor Jakob Weidendorfer und Kolping-Präses Wilhelm Reitzer beauftragten daher Hollacher, ein Caritas-Sekretariat einzurichten. Dieses Sekretariat, das als Geburtsstunde der heutigen Caritas-Kreisstelle gilt, startete Hollacher 1962 in den Räumen des Kolpinghauses in Ingolstadt mit Sozialrechts- sowie Erziehungsberatung und den Angeboten Stadtrand-/Kinder-erholung sowie Müttererholung. 1965 zog der Dienst in zwei Büros in der Gymnasiumsstraße um. Zu dieser Zeit hatte Hollacher bereits zwei Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter.
1972 gründete Josef Hollacher auf Anregung des seinerzeitigen Landtagsmitglieds und späteren Ingolstädter Oberbürgermeisters Peter Schnell eine der ersten Sozialstationen in Bayern unter dem Dach des Caritassekretariats. „Da das Ganze noch eine Art Modell war und es praktisch keine Vorbilder gab, war dies eine schwierige Aufgabe, vor allem auch die Einbindung der bisher auf Pfarreiebene tätigen Ordensschwestern“, erklärte Hollacher in einem Gespräch mit dem heutigen Leiter der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt, Bernd Leitner, anlässlich des 50-jährigen Jubiläums. Diese Sozialstation war für die Stadtbezirke nördlich der Donau zuständig. Sie hatte das Caritas-Altenheim St. Pius als Stützpunkt, aus dem auch eine Fachkraft diese Arbeit unterstützte.
Immer differenziertere Angebote mit der Zeit
Nach einigen Jahren zog das Caritas-Sekretariat in die Kanalstraße um, in der auch eine Kleiderkammer eingerichtet wurde. Hollacher stellte den Dienst „Essen auf Rädern“ auf die Beine, deren Mahlzeiten anfangs im Caritas-Altenheim, später im Gasthof „Feldschlößl“ sowie beim Bayerischen Roten Kreuz zubereitet wurden. Heute geschieht dies in der Großküche der Caritas-Wohnheime und Werkstätten. Hollacher erhielt für die Vielfalt seiner Tätigkeiten dann personelle Unterstützung durch Johann Brand, der nach einigen Jahren gemeinsamen Wirkens die Leitung der Caritas-Kreisstelle übernahm. Zur Umbenennung von Sekretariat in Kreisstelle kam es Ende der Siebzigerjahre durch Umstrukturierungen und Neuordnungen im Caritasverband für die Diözese Eichstätt. In diese Zeit fallen auch weiteren Ausdifferenzierungen der Beratungen: Es entstanden Fachdienste für Spätaussiedler- und Asylberatung mit neuen Caritas-Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Die Sozialstationen Ingolstadt-Nord und -Süd schlossen sich zusammen und erhielten mit Josef Dürr ihren ersten hauptamtlichen Geschäftsführer, der dies bis heute ist. 1980 wurde das Frauenhaus eröffnet, das damals noch in Buxheim war.
1988 übernahm Horst Binder die Leitung der Kreisstelle. Unter seiner Führung wurden vor allem neue Angebote in der Jugendhilfe gestartet: Die Herschelschule war die erste Schule in Ingolstadt, an der eine Jugendsozialarbeiterin ihre Tätigkeit aufnahm. Bald gab es die erste mobile Jugendarbeit und erste Hausaufgaben-Betreuungen an Schulen. Nachdem das Betreuungsgesetz 1992 in Kraft getreten war, übernahmen 1993 Mitarbeiter der Caritas-Kreisstelle die ersten gesetzlichen Betreuungen. Ende der Neunzigerjahre wurden schließlich die bis dahin selbständigen Fachdienste „Sozialpsychiatrischer Dienst“ – der heute Beratungsstelle für psychische Gesundheit heißt – und „Psychosoziale Beratungsstelle“ – heute Suchtambulanz – der Kreisstelle angegliedert. Außerdem begann die Insolvenzberatung.
2002 wurde in der Beratungsstelle für psychische Gesundheit der Gerontopsychiatrische Fachdienst eingerichtet. Im diesem Jahr wurde auch Bernd Leitner neuer Kreisstellenleiter. 2007 startete die Suchtambulanz der Caritas-Kreisstelle eine neue Betreuung für Substitutionspatienten – Ersatzbehandlungen von Menschen, die von den Substanzen des Rauschgiftes Opium abhängig sind. 2008 nahm die Villa Johannes, eine Begegnungs- und Kontaktstelle für suchtkranke Menschen, den Betrieb auf. Im selben Jahr richtete die Kreisstelle die Fachstelle Glücksspielsucht ein. Die Kooperation mit Schulen wurde auf sechs Partner erweitert. Ebenfalls im Jahr 2008 wurde die Schuldnerberatung durch einen erstmaligen kommunalen Zuschuss um eine weitere Stelle ausgeweitet.
Heute insgesamt 62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Auch die in ökumenischer Trägerschaft mit der Diakonie betriebene Bahnhofsmission Ingolstadt zählt zur Caritas-Kreisstelle Ingolstadt. Bei der Kreisstelle sind heute insgesamt 62 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Die Kreisstelle zog im Februar dieses Jahres von der Jesuitenstraße 4 in das Eckhaus in der Jesuitenstraße 1 um.
Seit Februar dieses Jahres
hat die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt im Eckhaus in der Jesuitenstraße 1 ihren
Sitz.
Foto: Caritas-Kreisstelle Ingolstadt