Der Regen konnte der Freude keinen Abbruch tun. Am Montagmorgen ging es um zehn Uhr mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser Richtung Oberstimm: Heinrich Neander, fast 90 Jahre alt, wollte so gerne noch einmal auf den Barthelmarkt gehen. Nach einem schweren Schlaganfall im letzten Jahr ist er halbseitig gelähmt und lebt seitdem im Caritas-Seniorenheim Denkendorf. Dort entstand die Idee, ihm diesen letzten Wunsch zu erfüllen.
Erlebnisreiche Fahrt zum Barthelmarkt: Inge und Heinrich Neander, Herzenswunsch-Koordinator Ferdinand Eisenhart, Michael Tratz, Pflegedienstleiterin Christine Kraus, Einrichtungsleiterin Cornelia MaierAndrea Schödl
Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser
"Ich habe sofort an den Herzenswunsch-Krankenwagen der Malteser gedacht", sagt Einrichtungsleiterin Cornelia Maier, als sie vom Wunsch erfuhr. Spontan nahm sie Kontakt mit dem Projekt-Koordinator Ferdinand Eisenhart von den Maltesern auf und bewarb sich um eine Fahrt. "Wir haben extra einen Krankenwagen angeschafft, dessen Liege ein bisschen mehr Komfort bietet als die Standard-Ausführung", erklärt Eisenhart. So ist es möglich, auch längere Strecken zu bewältigen. Mit dem Krankenwagen waren er und seine ehrenamtlichen Kollegen schon in Berlin, in Polen oder am Bodensee. Rund 10 bis 15 Herzenswünsche im Jahr können die Malteser damit erfüllen. Das Projekt ist spendenfinanziert und die Begleitenden sind Ehrenamtliche. "Wir sind ein 22-köpfiges Team und hätten noch Personal für mehr Fahrten, deshalb sind wir immer auf der Suche nach finanzieller Unterstützung", wirbt der Projektkoordinator. Die Begleitenden sollten möglichst professionelle Erfahrungen in der Pflege haben. "Wir sind ausgebildete Sanitäter", sagt Michael Tratz, der gemeinsam mit Eisenhart die Fahrt begleitet. "Uns unterstützen aber Pflegefachkräfte."
Freunde treffen
Auf Einladung der Brauerei Herrnbräu im Festzelt Lanzl: Heinrich und Inge Neander mit Herzenswunsch-Koordinator Ferdinand Eisenhart, Michael Tratz, Pflegedienstleiterin Christine Kraus, Einrichtungsleiterin Cornelia Maier und Außendienstmitarbeiter Peter Gais der Brauerei HerrnbräuAndrea Schödl
Heinrich Neander ist 1933 in Düsseldorf geboren und liebt den Barthelmarkt, seit er vor Jahrzehnten nach Ingolstadt und Niederstimm gezogen ist. "Ich bin jedes Jahr hingefahren", erzählt er, "man trifft Freunde und kennt so viele Leute." Tatsächlich lebt er auf, als die kleine Truppe von Maltesern und Caritaslern ihn in das Festzelt schiebt. Da spielt die Band gerade das bekannte Lied: "Barthelmarkt in Oberstimm, da muss i hi, Barthelmarkt in Oberstimm, des is was für mi". Heinrich Neander stimmt unwillkürlich in den bekannten Schlager mit ein: er schunkelt leicht hin und her und lacht.
Ehrengast im Lanzl
Schunkeln zur Musik: Heinrich Neander und Cornelia MaierAndrea Schödl
Beim "Lanzl" findet die kleine Truppe einen Platz bei den VIP-Gästen. Da hat Einrichtungsleiterin Cornelia Maier ihre familiären Beziehungen aktiviert. Ihr Schwiegervater, der in Neuses das Gasthaus Mayerhofer betreibt, stellt der Gruppe seine Ehrenplätze der Brauerei Herrnbräu zur Verfügung. Für freie Getränke und Brotzeit ist damit gesorgt. Peter Gais ist Außendienstler von Herrnbräu und freut sich, dass er Teil dieses Herzensprojekts sein kann. Überall wiederfährt der kleinen Gruppe trotz oder gerade wegen des unhandlichen Rollstuhls große Hilfsbereitschaft. Der Marktleiter Tobias Silberhorn organisierte für den Herzenswunsch-Krankenwagen samt Begleitfahrzeug einen Parkplatz auf dem engen Gelände der Grundschule. "Mit etwas Rangieren gelingt alles." Einrichtungsleiterin Maier ist von so viel Entgegenkommen überwältigt. "Man hat fast das Gefühl es wäre den Menschen eine Ehre, dass wir kommen", sagt sie. Tatsächlich bezeugen einige Menschen ihren Respekt vor der Arbeit der Helfer: "Danke, dass ihr sowas macht."
Zugleich Hochzeitstag gefeiert
Am Nachmittag verabschiedet sich die kleine Gruppe aus dem Festzelt. Ein Lebkuchenherz, mit der Aufschrift "Ich liebe dich" wollte Heinrich Neander seiner Frau Inge noch schenken. Sie feierten an diesem Tag ihren 28. Hochzeitstag. Beinahe hätten sie das über die schöne Aufregung vergessen. Bei der Rückfahrt drückt Heinrich Neander jedem Helfer mit einem intensiven Blick in die Augen fest die Hand: "Danke", sagt er und jeder weiß, dass ihm ein Herzenswunsch erfüllt wurde.